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"Die Partei"-Fackelzug: Wie schlau war der Mauerbau?

"Die Partei" marschiert mit Fackeln durchs Brandenburger Tor. Ist das schon Satire oder noch Ernst?

Kennen Sie das auch? Da wird irgendetwas veranstaltet, von dem alle sagen, oh, ist das komisch, das ist der Brüller der Saison, das ist Satire – Achtung, eklige Formulierung! – vom Feinsten. Und dann schaut man selbst nach und stellt fest, dass das Ganze ungefähr so lustig ist wie ein nasser Knallfrosch.

Es könnte sein, dass das mit der Krise der Satire zusammenhängt. Satire ist, was Leute machen, die als Satiriker bekannt sind – das ist so ziemlich die einzige belastbare Definition, die mir noch einfällt. Ein bisschen linke Gesinnung, ist klar, gegen rechts, auch klar, dazu immer rauf auf die FDP, so in diesem Rahmen läuft die Sache. Sehr beliebt ist es auch, in der Rolle eines Reporters irgendwelche ahnungslosen Zielpersonen so lange mit idiotischen Fragen zu drangsalieren, bis sie selbst Unsinn reden. Hui, da wird dann die bürgerliche Gesellschaft demaskiert, da werden die Grenzen der Satire getestet!

Womit wir beim Fall Martin Sonneborn wären. Der Gründer der offenbar satirisch gemeinten „Partei“ hat mit 30 Leuten einen Fackelzug durchs Brandenburger Tor veranstaltet, der irgendetwas bedeuten sollte. „Wir wollen der NPD Wählerstimmen abjagen“, sagt er, aha. Das passt aber nicht zu der Parole „Mauerbau, das war schlau!“, die dabei gerufen wurde. Nun ermittelt die Polizei, weil das Ganze nicht angemeldet war, das ist noch das Satirischste der Aktion, aber auch nicht gerade ein Humorklassiker.

Mag sein, dass nun demnächst zwei oder drei total verblödete NPD-Anhänger die „Partei“ wählen, weil die die schöneren Fackeln hat. Oder dass aus der Gegenrichtung ein paar Stasi-Rentner überwechseln, weil sie ihre Lebensleistung dort besser gewürdigt sehen als bei der Linken, die die Glorifizierung der Mauer ja doch immer so halbherzig betreibt, und das garantiert nie mit Fackelzügen. Man weiß es nicht, aber auch wenn man es wüsste – es wäre eh egal.

Doch es gibt sie noch, die gute Satire. „Wir sagen an dieser Stelle einfach mal DANKE“ hat die „Junge Welt“ am Wochenende getitelt und den Mauerbau gemeint, plus dicke Beilage zum Thema. Das ist so grandios gaga, wie es Sonneborn wohl gern hätte, verantwortet von ein paar Autoren, die sich als ehemalige Betonkommunisten und Stasi-Spitzel tarnen. Schlapphut ab, Kollegen!

Zugegeben: Es gibt Leser, die das ernst genommen haben, es war, genau genommen … Ernst? Ach, bleiben Sie mir bloß weg mit Satire.

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