zum Hauptinhalt

Meinung: „Wir haben keine …

… Siegspringer mehr.“ Eigentlich müsste sich Peter Rohwein in den kommenden Tagen ausruhen.

… Siegspringer mehr.“

Eigentlich müsste sich Peter Rohwein in den kommenden Tagen ausruhen. Der Bundestrainer der deutschen Skispringer hat sich vor einigen Wochen beim Eishockey eine schwere Verletzung zugezogen. „In meinem Knie ist praktisch alles kaputt“, sagt der 42-Jährige, „es ist abends dick wie ein Ballon.“ Doch die dringend nötige Operation schiebt er hinaus. „Momentan kann ich nicht ausfallen.“ Ab Mittwoch beginnt für ihn die wichtigste Zeit des Jahres.

Beim ersten Springen in Oberstdorf steht Peter Rohwein erstmals bei der Vierschanzentournee als hauptverantwortlicher Bundestrainer an der Schanze. Im Oktober hat er den Job von Wolfgang Steiert übernommen – keine leichte Aufgabe. Seit knapp zwei Jahren springen die Deutschen der Weltspitze hinterher. Das kostete erst den langjährigen Bundestrainer Reinhard Hess den Job und nach nur eineinhalb Jahren Steiert. Nun soll Peter Rohwein es richten. Sein Vertrag läuft bis zu den Olympischen Spielen 2006 in Turin. Zwar wird der Druck auf ihn dadurch gemindert, dass er erst seit kurzem in der Hauptverantwortung steht. Trotzdem ist das Abschneiden der Springer bei der Vierschanzentournee bedeutsam für den Deutschen Skiverband (DSV). Skispringen war in den letzten Jahren die Vorzeigesportart im Winter, es brachte dem Verband lukrative Fernsehverträge ein. Inzwischen aber haben Biathlon oder Langlaufen aufgeschlossen oder überholt. Für Peter Rohwein geht es bei der Vierschanzentournee darum, die Aufmerksamkeit für seine Sportart zu erhalten. Das wird schwer, seit Martin Schmitt hinterherspringt und Sven Hannawald an einem Erschöpfungssyndrom leidet. „Ich erwarte drei Springer in der Tourneegesamtwertung unter den besten 15“, sagt Rohwein. Um den Gesamtsieg aber werden wohl andere Nationen springen.

Während sein Vorgänger gerne großspurig redete, verbreitet der Allgäuer ruhige Töne. Man könnte sich ihn gut als Bergbauern in seinem Heimatort Isny vorstellen und nicht als Chef junger Männer, deretwegen Teenies am Fuße der Schanze kreischen. Mit Rohwein ist ein Stück Seriosität zurückgekehrt. Der DSV hatte Steiert bei seiner Ablösung chaotische Organisation vorgeworfen. Unter Rohwein sind die Trainingspläne transparenter. Ob das mehr Erfolg bringt, wird sich ab Mittwoch zeigen. Für den Bundestrainer wird das Ende der Schanzentournee am 6. Januar jedenfalls eine Verbesserung bewirken. Einige Tage später will er endlich sein lädiertes Knie operieren lassen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false