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Meinung: „Wir haben Pandoras Büchse geöffnet“

Es war im vergangenen März, als Zalmay Khalilzad sehr deutliche Worte für die Situation im Irak fand: Die Folgen der US-Invasion könnten zu einem regionalen Krieg und dem Aufschwung religiöser Extremisten führen, die das Afghanistan der Taliban „wie ein Kinderspiel“ aussehen lassen würden. Dabei ist der amerikanische Botschafter in Bagdad, der jetzt voraussichtlich dem umstrittenen US-Botschafter bei den UN, John Bolton, nachfolgt, die diplomatische Superwaffe der Regierung von Präsident George W.

Es war im vergangenen März, als Zalmay Khalilzad sehr deutliche Worte für die Situation im Irak fand: Die Folgen der US-Invasion könnten zu einem regionalen Krieg und dem Aufschwung religiöser Extremisten führen, die das Afghanistan der Taliban „wie ein Kinderspiel“ aussehen lassen würden. Dabei ist der amerikanische Botschafter in Bagdad, der jetzt voraussichtlich dem umstrittenen US-Botschafter bei den UN, John Bolton, nachfolgt, die diplomatische Superwaffe der Regierung von Präsident George W. Bush – neokonservativ und überhaupt nicht zimperlich. Doch der im afghanischen Kabul aufgewachsene Khalilzad, der, nachdem er zuvor US-Botschafter in Afghanistan gewesen war, ab 2005 die Vereinigten Staaten in Bagdad vertrat, hat nach Einschätzung von Beobachtern inzwischen eine ausgesprochen realistische Einschätzung der Lage im Land.

Deshalb halten es auch einige Beobachter für keine so gute Idee, dass der Sunnit Khalilzad im Zuge der Ämterrochade, die Präsident Bush kurz vor der Bekanntgabe seiner neuen Irakstrategie in Diplomatie und Militär begonnen hat, ebenfalls seinen Posten wechselt. Zumal der 55-Jährige mit seiner Erfahrung im Irak als Krisenherd Nummer eins wohl besser aufgehoben wäre als in New York. Dort geht es zwar auch um wichtige Konflikte, nicht zuletzt Iran und Nordkorea; doch Khalilzad hat sich der Region, in der er in den letzten Jahren im Einsatz war, auch persönlich verbunden gefühlt. Wie gut er im Verhandeln mit Chinesen und Russen ist, muss sich dagegen noch zeigen.

Allerdings, so berichtet die „New York Times“, könnte der selbstbewusste, frühere Berater von Ex-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld inzwischen auch schlicht zu großen Einfluss im Irak ausgeübt haben. So soll ein Sicherheitsberater Präsident Bush empfohlen haben: Um den irakischen Premier Nuri al Maliki zu stärken, wäre es sinnvoll, wenn sich Khalilzad ein wenig mehr zurückziehen würde. Tatsächlich war er auch schon als Botschafter in Afghanistan dafür kritisiert worden, dass der dortige Präsident Hamid Karsai zu offensichtlich ein Präsident von „König Zals“ Gnaden war. Auch wird gemutmaßt, Schiiten hätten den Eindruck gehabt, der Sunnite Khalilzad wäre ihren Anliegen gegenüber nicht aufgeschlossen genug. Am schwersten aber wiegt wohl, was er selbst zu Kollegen gesagt haben soll: Er sei nun bereit dazu, den Irak zu verlassen.

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