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Meinung: Wir sind gemeint

Von Clemens Wergin

Die Terrorsaison geht weiter: Nach den Anschlägen in London hat es jetzt Ägypten getroffen. Gerichtet waren die Attacken gegen europäische Touristen und gegen das Symbol Scharm al Scheich als westlicher Enklave auf dem Sinai. Getötet haben die zeitgleich gezündeten Bomben, die inzwischen zum Markenzeichen Al Qaidas geworden sind, vor allem Ägypter. Doch das sind Details, die die islamistischen Terroristen nie sonderlich berührt haben.

Die kruden Begründungen, die AlQaida-Gruppen stets für ihre Anschläge anführen, haben in den letzten Jahren Erfolge gezeitigt. Trifft es die Amerikaner, zumal im Irak, oder wie in Nairobi und Taba israelische Touristen, dann fühlen wir uns nicht gemeint. Selbst die Anschläge von London und Madrid haben viele nicht als Angriff auf Europa aufgefasst, sondern auf diejenigen, die die Amerikaner in den Irak begleitet haben. Nun ist Al Qaida wieder dort angelangt, wo die Terroristen vor dem Irakkrieg schon einmal waren: Bei wahllosen Attentaten gegen westliche Touristen wie in Bali oder Djerba. Und vielleicht sollten wir uns jetzt also doch gemeint fühlen.

Al Qaida führt einen Kampf gegen den Westen, gegen seine Werte und Anschauungen. Und gegen die moderaten Elemente in der eigenen Gesellschaft. Denn diejenigen, die etwa in Ägypten seit Monaten friedlich für eine Öffnung des Systems demonstrieren, werden am meisten darunter zu leiden haben, wenn arabische Despoten jetzt die Sicherheit als Vorwand nehmen, um selbst kleinste Freiheiten wieder zurückzustutzen. Die Ideologen des Terrors verfolgen eine Strategie der Spannung. Sie glauben, dass erst alles noch viel schlimmer kommen muss, um jene revolutionäre Situation herbeizuführen, die sie nutzen wollen. Die Saison des Terrors ist noch lange nicht vorbei.

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