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Meinung: Wohlfühl-Protest

CASTOR–TRANSPORT NACH GORLEBEN

Diesmal lief das Ritual recht geräuschlos ab. Der AtommüllTransport rollte am Mittwoch noch im Dunkeln ins Zwischenlager in Gorleben. Natürlich gab es Proteste. Nicht nur von den Menschen im Wendland, die ihre Gegend nicht zum Atomklo machen lassen wollen, wie sie es ausdrücken. Auch aus anderen Teilen der Republik waren entschiedene Gegner der Atomkraft da. Ein harter Kern – fast ohne Provokateure. Man kennt sich inzwischen. So gab es in diesem Jahr Flamenco-Vorstellungen und Wellness-Angebote. Auch die Polizei war weitgehend zufrieden. Sie hatte weniger zu tun als bei früheren Transporten. Gorleben 2003 erweckt im Großen und Ganzen den Eindruck eines Wohlfühl-Protests. Bedeutet das: Eigentlich ist kaum mehr jemand gegen Atomkraft? Das wäre wohl ein Trugschluss. Die, die im Moment kommen, sind die tief Überzeugten. Die vielen anderen, die gegen Atomkraft sind, gibt es auch noch, sie haben ihre Meinung nicht geändert. Da aber Ende der Woche in Stade das erste Atomkraftwerk vom Netz geht und derzeit offen ist, ob Gorleben auch das Endlager sein wird, gibt es im Moment nicht den großen Kristallisationspunkt für Unmut. Wenn Entscheidungen fallen, werden wieder mehr Demonstranten da sein. mue

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