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Meinung: Zedern wachsen langsam

Erinnert sich noch jemand daran, dass Libanon ob seines Wohlstandes und des friedlichen Miteinanders verschiedener Konfessionen und Ethnien bis über die Mitte des vergangenen Jahrhunderts als die „Schweiz des Nahen Ostens“ galt? Der angekündigte Rückzug der syrischen Truppen wird vermutlich nicht wieder zu diesem einstigen Idealzustand führen.

Erinnert sich noch jemand daran, dass Libanon ob seines Wohlstandes und des friedlichen Miteinanders verschiedener Konfessionen und Ethnien bis über die Mitte des vergangenen Jahrhunderts als die „Schweiz des Nahen Ostens“ galt? Der angekündigte Rückzug der syrischen Truppen wird vermutlich nicht wieder zu diesem einstigen Idealzustand führen. Dazu sind die Gegensätze zwischen den politischen Zielen der muslimischen Gruppen auf der einen und den Christen und Drusen auf der anderen Seite wohl immer noch zu groß, obwohl der Bürgerkrieg lange zurückliegt. Aber die Angst, die selbst ernannte Friedensmacht Syrien könne wieder zurückkehren, zwingt zur Einigkeit. Libanons territoriale Integrität ist durch den Nahostkonflikt nicht mehr tangiert, seit sich die Israelis aus dem Süden des Landes zurückzogen. Wer immer in Beirut nach den Wahlen im Mai die Regierung bilden kann, darf sich nicht erneut in diese Krisenregion hineinziehen lassen. Eine entscheidende Rolle wird dabei der in Libanon fest verankerten Hisbollah zukommen. Wenn sie nicht auf den bewaffneten Kampf gegen den jüdischen Staat verzichtet, wird auch Libanon keine Ruhe finden. Der zweite Unsicherheitsfaktor ist das Regime in Damaskus. Die 20 000 bislang in Libanon stationierten Syrer haben dort vom Reichtum des besetzten Landes gelebt. Präsident al Assad wird sie aus dem armen Syrien heraus alimentieren müssen, um sie bei Laune – und ruhig zu halten. Auch das ist eine Geduldsfrage. Zedern wachsen eben langsam. apz

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