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Meinung: Zeus-Michaels Rache

Vor zehn Jahren wusste niemand, was eine Agenda eigentlich ist – heute schlagen wir uns das Ding, Modell 2010, lautstark um die Ohren. Die Meinungen reichen vom Kanzler („Muss zum Wohle Deutschlands umgesetzt werden“) bis zu bösen Spöttern, die meinen, der Name sei noch das Beste dran – ein vernichtendes Urteil, denn „Agenda 2010“ klingt wie eines dieser Wirsparen-Büroklammern–gegen-das-Ozonloch-Programme.

Vor zehn Jahren wusste niemand, was eine Agenda eigentlich ist – heute schlagen wir uns das Ding, Modell 2010, lautstark um die Ohren. Die Meinungen reichen vom Kanzler („Muss zum Wohle Deutschlands umgesetzt werden“) bis zu bösen Spöttern, die meinen, der Name sei noch das Beste dran – ein vernichtendes Urteil, denn „Agenda 2010“ klingt wie eines dieser Wirsparen-Büroklammern–gegen-das-Ozonloch-Programme. Dem Grünen-Chef Bütikofer ist jetzt die definitive Abrechnung gelungen: „Das ist nicht der Stein der Weisen. Aber das ist der Stein, den wir jetzt den Berg hoch rollen müssen.“ Neun, zehn, aus! Denn der Stein, das wissen wir aus der Sisyphus-Sage, rollt ja unweigerlich kurz vor dem Berggipfel wieder runter, und alles geht von vorn los. Bütikofer, der Gebildete, hofft wohl, dass sich in der SPD niemand dran erinnern kann. Doch die alten Sagen geben noch mehr her. Zum Beispiel die Geschichte von Gerhard Prometheus, der Zeus-Michael Sommer den Sozialstaat gestohlen hatte und von ihm rachsüchtig an einen Flächentarifvertrag geschmiedet wurde. Bei lebendigem Leibe muss er erleiden, wie ein Streikposten an seinem täglich nachwachsenden Gewissen nagt, während Sommer ihm monoton den Kehrreim vorträgt: „Sozialabbau ist mit uns nicht zu machen.“ Ein schreckliches Schicksal! Wer wird Prometheus befreien? Herakles Bütikofer? Ach nein. Der muss ja den Stein rollen.

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