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Meinung: Zins ohne Zauber

GREENSPANS ENTSCHEIDUNG

Auch Alan Greenspan, der Zauberer an der Spitze der USNotenbank, kann keine Wunder vollbringen. Das zeigt seine Entscheidung, den amerikanischen Leitzins weniger stark zu senken als viele erwartet hatten. 0,25 Prozentpunkte statt 0,5 – was macht das schon für einen Unterschied? Mit einem kleinen Zinsschritt macht Greenspan das Beste aus seinem Dilemma: Er senkt die Zinsen auf das niedrigste Niveau seit 45 Jahren, um der nach wie vor schwachen Wirtschaft ein neues Wachstumssignal zu geben. Zugleich hält er sich die Option offen, noch einmal reagieren zu können, wenn die Wirtschaft das Signal ignoriert. Hätte die Notenbank den Leitzins stärker gesenkt, wären die Karten auf dem Tisch. Greenspan hätte sein wichtigstes Instrument aus der Hand gegeben und einräumen müssen, dass es um die US-Konjunktur wirklich schlecht steht. Selten waren die Geldpolitiker in den USA unsicherer, wie sie auf die Krise reagieren sollen. Zwar sprechen viele Indikatoren für eine Erholung der Konjunktur. Doch das sind Hoffnungswerte. Die Erinnerung an die Enttäuschungen der New Economy ist wach geblieben. Schon ist wieder von einer Spekulationsblase die Rede, die sich seit März an der Börse aufgestaut hat. Greenspans Zurückhaltung ist angebracht. Der Zauberer weiß, dass sein Spielraum gefährlich klein geworden ist. mot

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