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Meinung: Zwei Arten Verzicht

KARDINAL LEHMANN UND FRANZ MÜNTEFERING

Franz Müntefering war Messdiener und ist Katholik. Das erklärt immerhin zum Teil die verblüffende Übereinstimmung mit manchen Worten des Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann. Beide fordern nämlich Konsumverzicht. Allerdings jeder auf seine Weise, Müntefering sozialdemokratisch, Lehmann sozialethisch. Der SPDFraktionsvorsitzende will das Geld, das wir alle sparen, einem aus seiner Sicht bedürftigen Staat geben, der Mainzer Bischof den erkennbar Bedürftigen. So viel Katholizismus wäre Müntefering zu wünschen. Denn Etatismus verringert nach den bisherigen Erfahrungen die Zahl der Bedürftigen nicht nachhaltig. Lehmanns Argumente sind von einer Art, dass der Einzelne ihnen guten Gewissens folgen kann, Münteferings führen eher in die Irre. Dass Weihnachten nicht sinnentleert, missbraucht, verweltlicht werden darf, ist ein frommer Wunsch des Kardinals; dass man keine Geschäftemacherei mitmachen soll, ebenfalls. Beides ist als Forderung aber deshalb wirksam, weil die Wirkungen jeder direkt nachvollziehen kann. Für den anonymen Staat würde eine Mehrheit der Bürger bestimmt nicht auf Konsum verzichten. Gegen den Strom zu schwimmen, fordert Lehmann. Bei Müntefering hilft die Hoffnung, dass kein Mensch im selben Fluss ein zweites Mal badet. cas

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