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Politik: … Brandenburg an Land ging

Das Verhältnis zwischen Berlin und Brandenburg hat was leicht Gespanntes. Sie lieben sich, sie lieben sich nicht, sie.

Das Verhältnis zwischen Berlin und Brandenburg hat was leicht Gespanntes. Sie lieben sich, sie lieben sich nicht, sie... – nein, sie lieben sich nicht, definitiv. Dennoch hat niemand die Absicht, eine Mauer zu errichten, und es könnte den Phantomschmerz der gescheiterten und nun erst einmal weggeschobenen Fusion sogar lindern, wenn wir kurz an die ganz wilden Jahre Brandenburgs erinnern. Nein: Hier geht es jetzt nicht um die jüngsten Meisterstücke artistischer Ansiedlungspolitik wie die Chipfabrik oder der Cargolifter. Wir blicken ein wenig weiter zurück, ins Jahr 1685.

Das war die Zeit, als es dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg zu fad war auf den bereits angehäuften Besitztümern. Er unterhielt eine Marine, die keineswegs nur aus Spreewaldkähnen und Seilfähren bestand, und er sah es gern, dass seine Leute was bei diesen Negerhäuptlingen drunten in Afrika auf die Beine stellten. Am 5.Oktober 1685 hielt deshalb ein Käptn namens Cornelius Reers auf die Insel Arguin vor der mauretanischen Küste zu und stellte sie unter brandenburgischen Schutz, eine damals übliche dezente Umschreibung für das militärtypische Hauen und Stechen, das immer nur einen Sieger kennt. Der zuständige Regionalkönig unterzeichnete sogar einen Vertrag mit den Zugereisten. Es hob ein reger Handel mit Edelmetall, Gummi und Sklaven an, gelegentlich unterbrochen von Angriffen niederländischer, englischer und französischer Soldaten.

Da es 1685 so gut wie keine Globalisierungskritiker gab und auch der Bund der Steuerzahler noch wenig Einfluss hatte, ging dieses seltsame Unternehmen bis 1721 relativ gut. Dann war Schluss mit den brandenburgischpreußischen Großmachtambitionen. Immerhin: Sie haben die Sache damals über 35 Jahre durchgezogen; heute würde die erste brandenburgische Fregatte spätestens bei der Jungfernfahrt vor Werder auf Grund laufen, weil die Jungs in Dubai die Finanzierungszusage fürs Echolot zurückgezogen haben.

Andererseits: So etwas wollen wir nicht wirklich. Wäre es uns in Berlin angenehm, wenn General Schönbohm im Auftrage seines Ministerpräsidenten gegen norwegische Ölquellen losschlagen oder Kuba für Pauschaltouristen aus dem Elbe-Elster-Kreis akquirieren würde? Im Grunde ist Berlin mit einem friedlichen Brandenburg viel besser bedient. Denn wenn erst Potsdamer Kampftaucher die Pfaueninsel einnehmen, ist es mit der Fusion endgültig vorbei. bm

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