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Politik: ...das Handy immobil wird

Ein im Bajuwarischen beliebter, gleichwohl gemeiner Sinnspruch lautet: „Man muss Gott für alles danken, nur nicht für Ober und Unterfranken.“ Mittelfranken, dessen Zentrum die schöne Stadt Nürnberg bildet, dürfte auch gemeint sein.

Ein im Bajuwarischen beliebter, gleichwohl gemeiner Sinnspruch lautet: „Man muss Gott für alles danken, nur nicht für Ober und Unterfranken.“ Mittelfranken, dessen Zentrum die schöne Stadt Nürnberg bildet, dürfte auch gemeint sein. Der Franke gilt darüber hinaus als heimatverbunden, bodenständig, behäbig. Nun ist das immer eine Sache mit landsmannschaftlichen Klischees. Und dennoch: Ohne den Franken zu nahe treten zu wollen, einer Gegend, der Lothar Matthäus und Günther Beckstein entstammen, in der ein weiches, unbestimmtes ,d’ gesprochen wird, wo ein pointiertes ’t’ hingehört und in der unstapelbare Bocksbeutel produziert werden, so eine Gegend ist zumindest eine Problemzone. In Franken war Max Grundig zu Hause. In Nürnberg.

Max Grundig. Da fiept es den Älteren in den Ohren, da blinkt ihnen eine kleine grüne Leuchtstoffröhre entgegen, da tönen aus einem mit beige-braunem, geflochtenem Stoff überzogenen Lautsprecher die Nachrichten der sechziger und siebziger Jahre. Plus Caterina Valente und Chris Howland.

Max Grundig versorgte erst das Nachkriegsdeutschland, dann die Wirtschaftswunderbundesrepublik zunächst mit Radiogeräten, später mit Fernsehern. Die ganz Alten kennen noch den „Heinzelmann“, den RadioBaukasten mit einem Kreis für Kurz-, Mittel- und Langwelle. Später stand bei Oma der 5050W/3 D mit fünf Lautsprechern, elf AM und FM-Kreisen, was immer das ist. Der konnte schon UKW empfangen. Kann sich noch jemand an Tonbandkoffer erinnern? An tragbare Radios, Cassetten-Radios?

Und dann, Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre der T 1200 Color, ein Farbfernseher, ein Kasten, klobig, kantig, heimatverbunden, bodenständig, behäbig, ein fränkischer Klotz eben. Für alle Grundig-Produkte jener Zeit galt, dass sie immobil waren. Selbst wer ein tragbares Kofferradio von A nach B transportieren wollte, brauchte Muskelkraft.

Grundig gehört jetzt zu 50 Prozent einem türkischen Konzern. Grundig will nun mit Hilfe eines spanischen Anbieters auf den Handy-Markt. Die Verbindung von Grundig mit mobilen Telefonen hat etwas Verwirrendes. Ein Grundig-Handy kann man sich nur aus Bakelit vorstellen, mit Holz-Intarsien und stoffbezogen. Groß muss es sein, der Gegenentwurf zum Motorola. Die Tasten müssen sein wie früher bei den Radios. Nach einiger Zeit springen sie aus ihrer Halterung. Es ist fraglich, ob Grundig mit einem RetroHandy auf dem Markt reüssieren kann. Bei Lothar Matthäus und Günther Beckstein vielleicht.uem

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