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Politik: … das Land neue Wörter braucht

Die Deutsche Bank, hui. Nicht ganz so sprichwörtlich wie die unsinkbare Bank von England, aber doch ein Leuchtturm in den Wogen des Mammons, falls dieses riskante Bild ausnahmsweise erlaubt sein mag.

Die Deutsche Bank, hui. Nicht ganz so sprichwörtlich wie die unsinkbare Bank von England, aber doch ein Leuchtturm in den Wogen des Mammons, falls dieses riskante Bild ausnahmsweise erlaubt sein mag. Heute könnte das Licht dort droben kurz ausgehen, falls das Gericht den Mannesmann-Prozess gegen Josef Ackermann, den Bank-Boss, noch einmal aufrollt und er sich deshalb zum Rücktritt entschließt.

Spekulation, gewiss. Dennoch mag sich der Banker, eine Art Mehdorn für Dienstwagenbenutzer, damit trösten, dass er sehr gut im Rennen liegt um das „Unwort des Jahres“; er könnte am 24. Januar durchaus Gelegenheit haben, sein berühmtes Victory-Zeichen noch einmal vorzuführen. Das Wort, um das es geht, heißt „Smartsourcing“.

Klingt schlau, ist auch schlau. Denn die Sprache unserer Wirtschaftsführer lebt, sie entwickelt sich fort und spiegelt aktuell die Realität des Lebens. Diese Realität erzwingt im Augenblick Stellenstreichungen und Entlassungen ohne Ende. Und so, wie die Sprache der Eskimos hundert verschiedene Worte für Schnee kennt, so kennt die Sprache der deutschen Vorstände plötzlich hundert verschiedene Worte für Entlassung. Freisetzung, das war einmal, heute packen wir die harten Sachen lieber in weiches Globalsprech, so etwas wie „Outplacement“.

Oder eben Smartsourcing – das ist für Ackermann die smarte Streichung von einheimischen Stellen bei gleichzeitiger Verlagerung des Restes in Niedriglohnzonen. Auch der Begriff „beschäftigungsorientiertes Abbaumodell“, der bei Daimler-Chrysler benutzt wird, hat den Charme des positiven Denkens. Hey, heißt das, wir schmeißen 8000 Leute raus, aber immer voll mit Blick auf die Arbeitsplätze.

Und warum das Ganze? Dazu hat sich Klaus Kleinfeld von Siemens geäußert. Es handle sich bei solchen Entscheidungen um den Ausdruck „unternehmerischer Hygiene“. Der Top-Manager in seiner ungeliebten Rolle als Gebäudereiniger mit dem Feudel des Arbeitsrechts und der Schmierseife der Abfindung – hier begegnet er uns in seiner ganzen Tragik. Hinterher blinkt und blitzt zwar alles. Aber wer wäre dann noch da, sich daran zu freuen, außer den paar Shareholdern?

Sollte Ackermann tatsächlich heute hinwerfen, werden für diesen Vorgang viele neue Worte geprägt werden. Eigentlich unnötig. Denn es wäre ja auch nur ein Fall unternehmerischer Hygiene. bm

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