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Politik: … der Earl of Lonsdale stolz ist

Von James Figg ist zuvorderst zu berichten, dass er ein Mann der Fairness war. Fechtmeister war sein Beruf, Boxen seine Leidenschaft, und so stellte er im England des 18.

Von James Figg ist zuvorderst zu berichten, dass er ein Mann der Fairness war. Fechtmeister war sein Beruf, Boxen seine Leidenschaft, und so stellte er im England des 18. Jahrhunderts die ersten Boxregeln auf. Die edle Kunst des Faustfechtens war geboren, was allerdings nicht verhindert, dass es auch beim Faustfechten ordentlich auf die Zwölf gibt. Marques of Queensberry war es ein paar Jahre später vorbehalten, Handschuhe in den Boxsport einzuführen. Und dann gab es da den fünften Grafen von Lonsdale, der im ausgehenden 19. Jahrhundert Wesentliches dazu beitrug, Boxen als Sport voller Ritterlichkeit voranzutreiben. Vor die Zwölf gab es weiterhin, aber ab da mit Anstand.

Die lange Vorrede war nötig, damit klar wird, dass der 5th Earl of Lonsdale nichts dafür kann, weiß Gott nicht. Bernhard Hart, ein Londoner Geschäftsmann aus dem Soho der Swinging Sixties, kann auch nichts dafür. Der eine hieß halt so, und der andere wollte den alten Grafen ehren, als er seinem Sportartikelgeschäft den Namen Lonsdale gab. Wer ahnt schon, dass sich irgendwann Horden von Vollidioten Kleidung von Lonsdale anziehen, aus dem alleinigen Grund, weil sich im Namen die Buchstabenkombination nsda findet.

Es gab Lonsdale-Träger lange vor den Neonazis, Lonsdale belieferte die Boxsportszene. Berühmte Lonsdale-Träger waren Muhammad Ali, Lennox Lewis, Henry Cooper, leider auch Mike Tyson, im Grunde genommen trug das Who’s Who der Boxsportszene Klamotten von Lonsdale. Wenn man sich vorstellt, all diese starken und schlagkräftigen Boxer würden sich zusammentun und den Nazis geben, was den Nazis ist, nämlich mitten auf die Zwölf … ein schönes Bild. Aber leider geht das ja nicht, Ali ist schon alt, und Tyson, sitzt der nicht gerade wieder irgendwo ein? Die Firma Lonsdale muss sich selber wehren, hat das auch schon getan mit Aktionen gegen Rassismus, allerdings sehr spät. Aber es hat nicht viel genützt, die Vollidioten tragen immer noch Lonsdale.

Es gibt sie aber noch, die guten Dinge. Sie sind in diesen Tagen beim Versandhaus Quelle zu finden. Dessen Geschäftsführung wurde von den Jusos aus dem niedersächsischen Papenburg auf die fiesen Träger von Lonsdale-Pullovern hingewiesen. Geschäftsmäßiger Reflex wäre gewesen, zu betonen, dass Verkäufer nicht verantwortlich ist für Käufer. Und was tut Quelle? Quelle nimmt Lonsdale-Produkte aus dem Angebot. Das dürfte im Sinne des Earls sein.uem

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