zum Hauptinhalt

Politik: … die Ehemaligen abräumen

Eine Vergangenheit, die was taugt, ist die beste Versicherung für die Zukunft. Bill Clinton macht es uns gerade exemplarisch vor: Seine Memoiren, offenbar überwiegend nölige Bekenntnishuberei, werden in aller Welt durch die Mühle der Vorabdrucke gedreht, anderthalb Millionen Exemplare (Stand: Dienstag) sind schon weg, und er selbst hat einen ZehnMillionen-Dollar-Vorschuss eingestrichen.

Eine Vergangenheit, die was taugt, ist die beste Versicherung für die Zukunft. Bill Clinton macht es uns gerade exemplarisch vor: Seine Memoiren, offenbar überwiegend nölige Bekenntnishuberei, werden in aller Welt durch die Mühle der Vorabdrucke gedreht, anderthalb Millionen Exemplare (Stand: Dienstag) sind schon weg, und er selbst hat einen ZehnMillionen-Dollar-Vorschuss eingestrichen. Was hat er, was wir nicht haben? Er hat das Ex vor seinem Namen. Ex-Präsident, das zahlt sich aus, nicht nur in Amerika. Es heißt: Endlich eimerweise Geld einziehen dürfen für genau jene Reden, die in der Amtszeit stets völlig umsonst gehalten werden mussten. Einen Büroleiter fürs Telefonieren und eine Sekretärin fürs Brötchenholen beschäftigen, von einem fetten Dienstwagen mit sicherheitstrainiertem Fahrer immer um den Block kutschiert werden.

Ex-Bundespräsident, Ex-Kanzler, Ex-Vorstandschef: Das ist Geld und Einfluss und Ruhm minus Maloche. Wer eine solche Karriere plant, sollte sie allerdings zeitlich so abstimmen, dass er das Ziel nicht erst erreicht,wenn Arthritis und Alzheimer ihm den Spaß verderben. Dann kann das richtige Leben beginnen. Das Schönste daran: Es funktioniert auch ganz ohne Politik.

Nehmen wir zum Beispiel Flavio Briatore, den silberlockigen Schiffsschaukelbremser aus Italien. Er ist nicht Ex, sondern macht welche: ehemalige Gespielinnen, die sich für einen Zeitraum zwischen zehn Minuten und drei Monaten in seinem Umkreis aufhalten, gegebenenfalls schwängern und von bestellten Paparazzi fotografieren lassen dürfen. Anschließend haben sie ausgesorgt, werden bestaunt und eingeladen und ausgehalten. Die Ex von Flavio, das ist ein Merkmal, das ohne weiteres zur Aufnahme in die Klatschspalten berechtigt; bei uns in Deutschland gilt das Gleiche im Prinzip für die Ehemaligen von Bohlen, Kahn, Effenberg.

Andererseits: Die Ex von Willy Brandt hat ebenfalls gerade ihre Memoiren veröffentlicht, ohne den Marktwert Clintons auch nur ansatzweise zu erreichen. Es muss offenbar ein spezifischer Erotikfaktor im Spiel sein – Clinton zeigte das unfreiwillig, als er jetzt vor der BBC-Kamera unerwartet aus der Haut fuhr. Immer diese verdammten Oralsex-Fragen, nie Politik! Psst, Mr.President: Den Vorschuss haben Sie nicht nur als ehemaliger Politiker bekommen, sondern auch als Ex von Monica Lewinsky. Höchste Zeit, dass die junge Dame Flavio Briatore kennenlernt. bm

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false