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Politik: ...die Insel reif ist

Feinstaub ist auf Mallorca auch kein Problem. Manchmal geht ein Schlammregen nieder.

Feinstaub ist auf Mallorca auch kein Problem. Manchmal geht ein Schlammregen nieder. Das sind Regentropfen vermischt mit SaharaSand, Gott ja, sagen die Leute, das bisschen Schlammregen tut doch nichts zur Sache. Auch sonst sind nur gute Nachrichten von Mallorca zu hören. Boris Becker zieht bald in seine Finca auf dem Landgut Son Coll. Seit Tagen beobachten die Nachbarn Lastwagen, die das Grundstück beliefern. Und vergangenes Wochenende war er selber in seinem Haus. Trotzdem wollen die Leute weg von Mallorca.

Allein im vergangenen Jahr kehrten 3110 Deutsche der Insel den Rücken und gaben ihre Wohnsitze auf Mallorca auf. 3110! Wenn der Trend anhält, dann wird es auf Mallorca bald aussehen wie in Mecklenburg-Vorpommern. Verlassen, aufgegeben, im Stich gelassen. Warum tun die Leute das? Wegen Jürgen Drews? Das wäre verständlich, ist aber nicht der Grund. Die Deutschen haben viel Angst vor der Zukunft und scheuen sich, Geld für Zweitwohnsitze zu investieren, sagen die Behörden. Herrje, Angst vor der Zukunft haben wir hier selber, da brauchen wir nicht noch 3110 Miesepeter mehr.

„Das Meer, das spiegelnd diese Insel pries/zeigt, wo noch Pinien, wo Oliven stehen/gesäumt von Feigenbäumen und Kakteen/beginnt hier Tag um Tag das Paradies“, sang der guatemaltekische Dichter Miguel Angel. Aber das war gestern. Und heute soll alles umsonst gewesen sein? Der Feldzug zur Vernichtung der Sangria ist doch noch nicht zu Ende. Es gibt immer noch Sangria. Der Sieg über die Engländer an der Pool-Liege ist noch nicht endgültig. Immer noch werden hie und da britische Handtücher gesichtet. Was haben wir nicht alles gemacht. Schwarzgelder transferiert. Eine deutsche Hundefriseurin installiert. Ulla Kock am Brink hingeschickt, Claudia Schiffer, Peter Maffay. Sabine Christiansen ist da, Harald Schmidt auch, sogar ein richtiger Verteidigungsminister badete auf Mallorca – wir haben der Insel unser Bestes und unsere Besten gegeben. Jetzt geben wir sie auf? Nur aus Angst vor der Zukunft? Gewiss wird bald ein Solidaritätszuschlag für Mallorca erhoben.

Nach den gemachten Erfahrungen ist es fraglich, ob der hilft und Finca-Investoren über Boris Becker auf die Insel bringt. Dessen Investition in ein Autohaus in Stralsund in Mecklenburg-Vorpommern hat nichts gebracht. Wahrscheinlich ist es eher ein fatales Zeichen, wenn überall Land-, sprich: Inselflucht vorherrscht und Becker kommt. Man muss befürchten, dass es schlecht um unser Mallorca steht. In Stralsund ist Boris Becker gescheitert. uem

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