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Politik: … es Gerechtigkeit nur im Freien gibt

In Manhattan hat dieser Tage ein Richter dem „Supermodel“ Naomi Campbell eine interessante Kombistrafe aufgebrummt. Die Campbell hatte sich vor Gericht verantworten müssen, weil sie während eines Streits mit dem Handy nach ihrer Hausangestellten geworfen und diese dabei am Kopf verletzt hatte.

In Manhattan hat dieser Tage ein Richter dem „Supermodel“ Naomi Campbell eine interessante Kombistrafe aufgebrummt. Die Campbell hatte sich vor Gericht verantworten müssen, weil sie während eines Streits mit dem Handy nach ihrer Hausangestellten geworfen und diese dabei am Kopf verletzt hatte. In den in spitzfinden Entschuldigungen geschulten USA („I did not inhale“) stieß Campbells Erklärung, sie habe zwar geworfen, aber eigentlich gar nicht treffen wollen, auf die in diesem Zusammenhang gerichtsrelevanten tauben Ohren.

Nun zur Strafe. Erstens: 363 Dollar Gerichtskosten. Das erscheint verschmerzbar. Zweitens: ein Aggressionsbewältigungskurs. Wahrscheinlich enthält der sogar ein paar nützliche Bedienungshinweise für Mobiltelefone. Drittens aber, und jetzt wird es interessant: fünf Tage gemeinnützige Arbeit!

Drittens, hat Campbells Anwalt David Breitbart auch sofort nach dem Richterspruch erkannt, drittens ist so richtig Mist. Der Advokat hofft nun, dass dem Supermodel wenigstens keine Arbeiten im Freien zugemutet werden – wegen der dann zu erwartenden unzumutbaren Superbelästigungen.

Wahrscheinlich wird’s wohl wieder auf irgendetwas hinter verschlossenen Türen rauslaufen, so’n bisschen Kaffeekochen im Altersheim mit anschließendem Fotoshooting. Na, gerecht ist das nicht, werden die tönen, die ohnehin der Ansicht sind, dass der Rechtsstaat zu sparsam mit seinen Ausgleichsmechanismen zwischen oben und unten umgeht. Ein bisschen Pranger wäre ganz gut, zur Massage der Volksseele.

Vor dem Landgericht Braunschweig muss sich seit gestern der ehemalige VW-Personalvorstand Peter Hartz, im Nebenberuf Sozialreformvorleger, wegen Schmiergeldzahlungen und Lustreisen verantworten. Es geht um ein bisschen Schweinkram aus dem Lager der oberen Zehntausend, interessant vor allem angesichts des angewandten Quantums an Doppelmoral.

Vor dem Gerichtsgebäude sei Hartz von Demonstranten „angepöbelt“ worden, heißt es, und das ist allemal eine interessante Wortwahl in diesem Zusammenhang. Im Gericht sah es dann aber ganz gut für ihn aus – die Kammer zieht eine „Urteilsabsprache“ über eine Strafobergrenze in Betracht. Es wird wohl auf Bewährung rauslaufen und eine Stange Geld. Wäre gemeinnützige Arbeit nicht noch was? Es müssten ja keine Ein-Euro-Jobs im Freien sein. Wenn es in Braunschweig schnell geht, könnte Hartz vielleicht noch im Aggressionsbewältigungskurs der Campbell unterkommen. Das Model wirft mit dem Handy und versucht, ihn nicht zu treffen. Vbn

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