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Politik: … Geben seliger als Nehmen ist

Bei der Fahndung nach im weitesten Sinne weihnachtstauglichen Geschichten erreicht uns heute die mit Abstand frohste Botschaft aus dem rumänischen Constantia. Dort sind unlängst zwei maskierte Räuber in die Wohnung einer 86-jährigen, alleinstehenden Frau eingebrochen.

Bei der Fahndung nach im weitesten Sinne weihnachtstauglichen Geschichten erreicht uns heute die mit Abstand frohste Botschaft aus dem rumänischen Constantia. Dort sind unlängst zwei maskierte Räuber in die Wohnung einer 86-jährigen, alleinstehenden Frau eingebrochen. Die Täter durchwühlten das gesamte Hab und Gut der Witwe, fanden schließlich eine Geldbörse samt deren höchst mitleiderregenden Inhalt von nicht mal einem Euro – und brachen die Aktion, wohl in realistischer Einschätzung, dass weiteres Wühlen Zeitverschwendung sein würde, schließlich ab.

Weihnachtlich wäre daran natürlich noch nix, jedenfalls nicht im strengeren Sinne. Weil aber Geben allemal seliger als Nehmen ist, ließen die Maskenmänner der verdutzten Frau im Hinausgehen noch ihr eigenes Wechselgeld da, auch nicht viel, umgerechnet jedoch immerhin fast zwei Euro. Rein statistisch hat sich damit das Barvermögen des Opfers durch den Überfall verdreifacht. So etwas gibt es nicht alle Tage.

Nichts läge uns ferner, als nun den abrupten Sinneswandel zu glorifizieren. Nein, Übeltäter, zumal vermummte, die alten, alleinstehenden Frauen ans Ersparte wollen, gehören auch in Rumänien in den Knast – ganz besonders zur Weihnachtszeit, ist man geneigt zu sagen. Nichts Robin-Hood-mäßiges haftet dem Überfall schließlich an, dafür haben sich die Räuber nicht nur in der Tür geirrt, zudem scheint es sich eher um ein Last-Minute-Mitleid zu handeln.

Und doch: Ist da nicht ein wenig Herzenswärme zu spüren im bitterkalten Lebenskampf des Prekariats? Nichts für ungut, Mütterchen, du hast es ja auch nicht leicht, könnte einer der Täter beim solidarischen Griff in die eigene Hosentasche gemurmelt haben. Und vielleicht hat ihm nur wenig später schon selber genau dieses Geld gefehlt, um, nun auf der Flucht, ein Busticket zu lösen, so dass er auch noch schwarzfahren musste …

Ach, es war noch nie einfach, sich in die Gedankenwelt des Täters hineinzuversetzen – und auch wenn beklagt wird, dass dies gerade hierzulande bisweilen viel zu akribisch getan werde, Rumänien ist auf diesem Gebiet bestimmt noch nicht auffällig geworden.

Interessanter scheint ohnehin die Frage, ob es die Meldung aus dem fernen Constantia wohl in unser Blickfeld geschafft hätte, wäre gerade, sagen wir: Mitte Mai. Wohl nicht.

Und das Geld, fast zwei Euro? Nach allem was man aus Rumänien hört – perdu! Die Witwe hat es der Polizei überlassen, damit die es auf Fingerabdrücke untersuchen kann. Mit ersten Ergebnissen ist leider nicht mehr vor Weihnachten zu rechnen. Vbn

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