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Politik: … Gorbatschow eingreift

Ein Guthaben zu haben ist nicht das Schlechteste. Einen gut zu haben auch nicht.

Ein Guthaben zu haben ist nicht das Schlechteste. Einen gut zu haben auch nicht. Hat man etwas Gutes getan, kommt es immer zurück, „vergelt’s Gott“ oder so. Mindestens. (Gut, nicht immer: All diejenigen, die Frau Merkel nach ihrem sensationell haushohen Wahlsieg beigestanden haben, also Gutes getan haben, denen hat es Gott nicht vergolten, die werden rasiert, aber das ist jetzt ein schlechtes Beispiel).

Schauen wir lieber in den Ural, dort lebt in einem kleinen, abgelegenen Dorf Alexander Ponossow. Das Dorf ist so abgelegen, da kommen die Weltnachrichten so gut wie nicht an. Google? In unserem Uraldorf ein böhmisches Dorf. Microsoft? Mhmm, Schulterzucken.

Alexander Ponossow ist Lehrer. Sein Leben hat er der Erziehung von Kindern gewidmet, er ist, daran kann es keinen Zweifel geben, ein guter Mensch. Ihm droht aber die Internierung in einem sibirischen Gefangenenlager. Was bitterkalt ist, auch sonst sehr ungemütlich und wahrlich kein „Vergelt’s Gott“! Gospodin Ponossow hat illegale Software von Microsoft genutzt. Und wer Bill Gates, den Microsoft-Gründer, kennt oder auch nur von ihm gehört oder gelesen hat, weiß, dass das alles andere als ein Kavaliersdelikt ist.

Ist es ja auch nicht. Geistiger Diebstahl, Plagiat, das hat alles der Teufel erfunden. Man schreibt sich zum Beispiel die Finger wund, brütet vorher und brütet, dann steht’s in der Zeitung und, schwupps, schreibt’s einer ab und kein Gott ist in der Nähe zum Vergelten. Doch ja, geistige Urheber sind schon arme Schweine. Gospodin Ponossow indes hat nicht aus Eigennutz geklaut, nicht, um sich etwa nackte Uralerinnen anzuschauen oder anderen Schweinkram zu treiben, er hat es für seine Kinder getan, auf dass die etwas lernen.

Was nun das Guthaben angeht, so hat Michail Gorbatschow noch einen gut. Das letzte Mal, als ein Amerikaner einen Russen um einen gefallen bat, hat der Russe diesen letztendlich auch erfüllt. Das war 1987, als Ronald Reagan vor dem Brandenburger Tor ausrief: „Come here to this gate! Mr. Gorbachev, open this gate! Mr. Gorbachev, tear down this wall!“ Die Geschichte berichtet, was Mr. Gorbatschow daraufhin tat.

Nun hat er Bill Gates einen Brief geschrieben, gewiss auch in der Überzeugung, dass das Internet das reinste Glasnost ist. Um Gnade bittet er in dem Brief, um Gnade für Alexander Ponossow. Dem wollen wir uns anschließen: „Come here to this Ural! Mr. Gates, set this teacher free!“uem

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