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Politik: … Michael Moore loslegt

Heute kommt „Fahrenheit 9/11“ in die deutschen Kinos, von Michael Moore. Der AntiBush-Film.

Heute kommt „Fahrenheit 9/11“ in die deutschen Kinos, von Michael Moore. Der AntiBush-Film. „Fahrenheit 9/11“ ist auf dem Weg dazu, erfolgreichster Dokumentarfilm der Geschichte zu werden. Wer weiß, vielleicht kostet er George Bush die entscheidenden paar tausend Stimmen, die ihm am Ende zur Wiederwahl fehlen. Einige Kritiker sagen: Es ist ein Kampagnenfilm, ein Propagandafilm, undifferenziert, deswegen kann er kein Kunstwerk sein. Kunst muss immer schön differenzieren.

Das stimmt überhaupt nicht. Man braucht nur mal den berühmtesten amerikanischen Dokumentarfilmer, Michael Moore, mit der berühmtesten deutschen Dokumentarfilmerin zu vergleichen, mit Leni Riefenstahl. Moore macht immer Filme gegen etwas, gegen Bush etwa oder vorher gegen die amerikanische Waffenlobby und ihren Boss Charlton Heston. Leni Riefenstahl hat immer Filme für etwas gemacht. Sie war von ihrem ganzen Wesen her mehr der positive Typ. Am meisten war sie für die Schönheit, für den Tauchsport und für Adolf Hitler. Sie hatte etwas weniger Humor und eine deutlich bessere Figur als Michael Moore. Aber in ihrer Darstellungsweise war sie genauso undifferenziert. In „Triumph des Willens“, ihrem Film über Hitler, kommt kein einziger Hitlerkritiker zu Wort! Trotzdem sagen die meisten Leute, die sich mit Film auskennen, dass Leni Riefenstahl schon irgendwie eine bedeutende Künstlerin war. Wieso soll dann Michael Moore kein bedeutender Künstler sein? Ist es schlimmer, mit voller Power gegen George Bush zu sein als mit voller Power für Adolf Hitler?

Es fällt auf, dass Künstler in politischen Fragen oft recht einseitig sind. Manchmal sind sie für gute Sachen, manchmal für schlechte. Aber fast immer undifferenziert. Emile Zola zum Beispiel hat „J’accuse“ verfasst, gegen die Antisemiten, ohne ein einziges Mal zu schreiben: „Antisemitismus sollte man aber bitte differenziert betrachten.“ Das ist doch okay! Der große Regisseur Eisenstein dagegen wäre, wenn man zu ihm gesagt hätte: „Meinungsfreiheit finde ich gut“, womöglich mit hochrotem Kopf wütend aus dem Zimmer gestürmt.

Gibt es überhaupt Künstler, die für oder gegen etwas sind, das weder auffällig gut noch auffällig böse ist, sondern, moralisch gesehen, totale Mittelklasse? Möglicherweise ist die mehrfach und öffentlich erklärte Zuneigung von Karl Dall zu Gerhard Schröder ein solcher Fall. mrt

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