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Politik: … noch nichts verloren ist

In einem Wald in den Niederlanden hat dieser Tage ein außergewöhnlich ehrlicher Mann einen Plastiksack mit Banknoten im Gesamtwert von 100 000 Euro gefunden. Der aufrichtige Finder ist damit zur Polizei, die Sache wurde öffentlich, woraufhin sich gleich drei seiner Landsleute meldeten, die, jeder für sich, steif und fest behaupteten, das Geld verloren zu haben.

In einem Wald in den Niederlanden hat dieser Tage ein außergewöhnlich ehrlicher Mann einen Plastiksack mit Banknoten im Gesamtwert von 100 000 Euro gefunden. Der aufrichtige Finder ist damit zur Polizei, die Sache wurde öffentlich, woraufhin sich gleich drei seiner Landsleute meldeten, die, jeder für sich, steif und fest behaupteten, das Geld verloren zu haben.

Gut, solche Meldungen werden im vom Trübsinn durchwalkten Nachrichtengeschäft stets gern genommen. Man findet sie für gewöhnlich im Vermischten, wo sie, meist am Ende der Zeitung, dem Leser einen halbwegs verträglichen Übergang in den tristen Alltag ermöglichen, weil der dann darüber nachsinnen kann, was er denn selber alles mit den … Stop, jetzt aber erst mal die Pointe: Weil es in diesen vorweltmeisterschaftlichen Tagen so gar keine Nachricht mehr gibt, die für sich alleine steht, darf auch hier auf die sportsymbolische Aufladung der 100 000-Euro-Meldung nicht verzichtet werden. Die lautet, na klar: Verlieren können sie halt, die Niederländer.

Hahaha, Spaß muss sein, und in elf Tagen werden wir es ja auch schon wissen, dann geht’s für Holland gegen Serbien-Montenegro, der Hammer, und wenn’s da zur Halbzeit schon, sagen wir, Zwei-Null für die Jugos steht, dann taugt die Plastiksack-Geschichte als super Pausenbrüller.

Hier noch ein paar Fakten, für den Fall, dass nachgefragt wird, bevor das Spiel wieder angepfiffen wird. Also, die Polizei geht davon aus, dass keiner der drei der echte Besitzer ist, sondern dass das Geld vermutlich aus einem Drogendeal stammt.

Die niederländische Zeitung „Algemeen Dagblad“ übrigens hat sofort ihre Leser befragt, was sie denn gemacht hätten, wenn sie den Sack gefunden hätten. Das Ergebnis ist einigermaßen erschütternd, erklärlich eigentlich nur als Spätfolge einer jahrzehntelang verfochtenen Scheinliberalität, die das Einkaufen im Coffee-Shop und das Barfußlaufen in Holzschuhen erlaubte. Nur 36 Prozent der Leser nämlich hätten den Fund zur Polizei gebracht, 43 Prozent hätten das Geld zu Hause behalten, zwölf Prozent hätten sich sofort auf und davon gemacht und erst einmal eine Weltreise unternommen, nach dem Motto: Weg ist weg. Neun Prozent, immerhin, hätten zu einer gewissen Mischform der Solidität gegriffen und das Geld zur Bank gebracht.

Ja. Was, immer noch Halbzeit? Wie? Holland führt schon Drei-Null. Na gut, ist erst das erste Vorrundenspiel, die dicken Brocken kommen noch, Argentinien, Elfenbeinküste. Spätestens im Achtelfinale ist aber so was von Schluss, allerspätestens im Viertelfinale. Wie nennt man einen Holländer im Finale? Richtig: Schiedsrichter. Vbn

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