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Politik: ...Udo J. den Frauentag eröffnet

Oh, das gibt ein tolles Fest am 30.September 2034, zum 100.

Oh, das gibt ein tolles Fest am 30.September 2034, zum 100.Geburtstag von Udo Jürgens. Ein DessousHagel wird auf die Bühne prasseln, wenn der Jubilar als letzte Zugabe „17 Jahr, blondes Haar“ singt, hysterisch werden die weiblichen Fans kreischen, sobald der weiße Bademantel den Blick auf ein Stück Bein freigibt – und drunten im Foyer warten schon Hunderte von Jürgens-Anhängerinnen, um sich von ihm seine letzte Autobiografie „In Sexgewittern“ signieren zu lassen.

Udo Jürgens ist schon jetzt der Ernst Jünger des deutschen Schlagers; im Gegensatz zu jenem hat er allerdings keine Käfer gesammelt, sondern junge Frauen. Sehr junge! Das erspart peinliche Vergleiche und kürzt jegliches Balzritual rabiat ab. Über Corinna, seine zweite Ehefrau, heißt es beispielsweise meist diskret, er habe sie mit 16 „kennen gelernt“, als er selbst 40 war. Dummerweise hat sie sich vor kurzem, inzwischen selbst 45, Hand in Hand mit Ronald Schill fotografieren lassen, ohne vorher zu Hause Bescheid zu sagen, und das musste ja mal Ärger geben. Aber nun gleich so eine Breitseite? Und auch noch so kurz vor dem heutigen Frauentag?

Fassen wir kurz zusammen. Udo Jürgens sagt, Frauen seines Alters möge er nicht als Partner. Denn im Grunde könnten Frauen nur bis Ende 30 Kinder bekommen, danach ebbe auch ihr Interesse an Sexualität merklich ab, alles wissenschaftlich erwiesen. Die Wissenschaft weigert sich nun dummerweise, diese Aussage als erwiesen oder auch nur erwägenswert erscheinen zu lassen, aber das kann ihn nicht anfechten. Denn offenbar hat er ja zumindest einen Beweis in der Hand: Corinna dürfte ungefähr mit 40 die Lust auf Sex mit Udo J. verloren haben. Schill, so glaubt er vermutlich, war nur als Ratgeber in Sachen Menopause zu Diensten.

Udo Jürgens, wir erinnern uns, gilt als ein Troubadour, der praktisch jedes heiße Eisen anpackt, sobald es sich auf angenehme Handwärme abgekühlt hat. Möglicherweise wartet er deshalb noch ein wenig mit der Veröffentlichung des Schlagers zum Thema, der dann zum Beispiel den Titel tragen könnte: „Mit 41 Jahren, da ist der Ofen aus“. Müsste freilich sehr dezent, am besten sanft sozialkritisch formuliert sein, damit die Betroffenen nicht mit Kaufboykott reagieren oder ihn einfach doof nennen, wie es der große Sexualwissenschaftler Franz Josef Wagner in der „Bild“-Zeitung tat.

Im Grunde hat Udo Jürgens beim fraglichen Interview nur eine einfache Grundregel vernachlässigt, die von ihm selbst stammt: „Was ich dir sagen will, sagt mein Klavier.“ Das hätte sich zu diesem Thema zweifellos viel verständiger geäußert. bm

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