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Politik: ...wir alles schwarz bepinseln

Dieser Tage ist die Kunde von den tollkühnen Taten des Fidschianers Iowane Tuinamasi an unser Ohr gedrungen, verständlicherweise ein wenig verspätet. Tuinamasi, 25, hat nämlich, wie es heißt, sich vor noch nicht gar so langer Zeit „einen besonderen Ort“ für seine täglichen Liegestützübungen ausgesucht!

Dieser Tage ist die Kunde von den tollkühnen Taten des Fidschianers Iowane Tuinamasi an unser Ohr gedrungen, verständlicherweise ein wenig verspätet. Tuinamasi, 25, hat nämlich, wie es heißt, sich vor noch nicht gar so langer Zeit „einen besonderen Ort“ für seine täglichen Liegestützübungen ausgesucht!

Sooo, Moment mal, das heißt? Wenn wir alle einen Augenblick innehalten mögen, bitte, gerne auch im Vierfüßlerstand. Das heißt: Wenn eine Nachricht über einen an einem besonderen Ort Liegestütze machenden Fidschianer praktisch um die halbe, nein, eigentlich schon um die drei Viertel der Welt geht, dann muss er sich einen besonders besonderen Ort ausgesucht haben, oder? Nämlich? Richtig: Der allerbesonderste Ort auf den Fidschiinseln ist der Palast des Präsidenten.

Der liegt übrigens in Suva, was, wie die geografisch Interessierten unter uns wissen, die Hauptstadt ist und nicht etwa der Präsident. Der heißt Ratu Josefa Iloilo. Er hat auch eine Frau – mit Namen Josefa womöglich, aber sicher ist das nicht – die ihrerseits Iowane Tuinamasi im Präsidentenpalast aufgestöbert hat, Liegestütze machend und, wie man nun weiß, dabei recht laut Radio hörend, was in zweifacher Hinsicht ein Segen war: Denn erstens wären andernfalls die Leibesübungen Tuinamasis höchstwahrscheinlich unentdeckt geblieben, was zweitens die Fidschiinseln ein weiteres Mal an den Rand unserer Aufmerksamkeit gedrängt hätte.

Leider, man muss es sagen, führt der Fidschianer seit jeher im deutschen Bewusstsein eher ein Nischendasein. Entweder muss er – vornehmlich im ostdeutschen Sprachraum – als Synonym für auf den zweiten Arbeitsmarkt entlassene ehemalige vietnamesische Vertragsarbeiter herhalten („Allet Fidschis, wa?“). Oder er taucht als Protagonist in sozioromantisch verklärten Fernweh-Schnulzen auf („Ick lass mir meinen Körper schwarz bepinseln / und fahre nach den Fidschi-, Fidschiinseln. / Dort ist alles noch paradiesisch neu/ wie ick mir freu! wie ick mir freu!“)

Ja, vielleicht ist das eben das Schicksal, das einen ereilt, wenn man am Arsch der Welt wohnt. Man wird nicht ernst genommen abseits der Hauptschlagadern der Globalisierungsgemeinde.

Andererseits: Es hat auch Vorteile. Wäre schon interessant zu erfahren, ob da in den letzten 30 Jahren irgendetwas Wesentliches aus Deutschland vermeldet worden ist – abgesehen natürlich von jener mündlich überlieferten Geschichte, dass da einer vor Jahren mal an einem Zaun von so etwas ähnlichem wie einem Palast gerüttelt und dabei immer wieder gerufen habe, er wolle da rein, wobei er allerdings sowohl auf Liegestütze als auch auf die Mitnahme eines Radios verzichtet habe. Vbn

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