zum Hauptinhalt

Politik: 23 Tage Angst

Susanne Osthoff ist die erste Deutsche, die seit Saddams Sturz im Irak entführt wurde – eine Chronologie

Sie spricht fließend arabisch, war mit einem Iraker verheiratet und fühlte sich im Land immer sicher. Doch Ende November wurde die Archäologin Susanne Osthoff auf einer Reise entführt.

25. November : Osthoff und ihr irakischer Fahrer Chalid al Schimani werden auf dem Weg nach Arbil in der nördlichen Irak-Provinz Ninive von Unbekannten verschleppt.

26. November : Die US-Botschaft im Irak bekommt einen Hinweis auf die Entführung und alarmiert die deutsche Botschaft. Im Auswärtigen Amt wird ein Krisenstab eingerichtet.

28. November : Einem freien Mitarbeiter der ARD in Bagdad wird eine CD mit einer Videobotschaft der Entführer zugespielt. Darin wird die Bundesregierung aufgefordert, die Zusammenarbeit mit der irakischen Regierung einzustellen. Sonst würde die Geisel getötet.

29. November : Am Morgen berichtet die „Tagesschau“ von der Entführung. Ein Standbild zeigt eine kniende Frau, einen ebenfalls am Boden hockenden Mann und drei Bewaffnete. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) fordert die Täter zur Freilassung auf.

30. November : Merkel kündigt im Bundestag ein konsequentes Vorgehen an: „Wir lassen uns nicht erpressen.“

1. Dezember : Der irakische Präsident Dschalal Talabani will sich persönlich um die Befreiung der Geisel kümmern. In einem dramatischen Appell wenden sich Mutter und Schwester der Entführten an die Geiselnehmer.

2. Dezember : Nach Berichten der Magazine „Spiegel“ und „Focus“ läuft das Ultimatum um 2 Uhr 37 MEZ ab. Die deutschen Sicherheitsbehörden haben noch immer keinen Kontakt zu den Entführern. Im Irak fordert der radikale Schiiten-Prediger Muktada al Sadr die Freilassung Osthoffs.

3. Dezember : Die islamischen Dachverbände in Deutschland verurteilen die Entführung der 43-Jährigen „aufs Schärfste“. Die Kidnapper gehören nach einem „Spiegel“-Bericht möglicherweise zum arabisch-nationalistischen Umfeld der sunnitischen Ischrin-Brigaden. Die Gruppe gehört nicht zum Terrornetzwerk Al Qaida.

4. Dezember : Hochrangige Persönlichkeiten aus Politik und Kultur fordern die Freilassung der Deutschen.

6. Dezember : US-Außenministerin Condoleezza Rice sichert Merkel in Berlin die Unterstützung der USA zu.

7. Dezember : Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) appelliert im arabischen Fernsehsender Al Dschasira an die Geiselnehmer.

8. Dezember : Frankreichs Präsident Jacques Chirac bietet Merkel Hilfe an.

14. Dezember : Die Türkische Gemeinde in Deutschland hält in Berlin am Brandenburger Tor eine Mahnwache für Osthoff ab. In einem dringenden Appell bittet Schwester Anja die Bürger in Deutschland um Unterstützung.

16. Dezember : Die drei früheren Bundespräsidenten Johannes Rau, Roman Herzog und Richard von Weizsäcker fordern in einer an arabische Nachrichtenagenturen und den TV-Sender Al Dschasira übermittelten Botschaft die bedingungslose Freilassung Susanne Osthoffs und ihres Fahrers.

17. Dezember : Mit einer Großbildkampagne und einem TV-Spot macht sich eine Berliner Initiative von 50 Medienschaffenden für die Freilassung Osthoffs und ihres Fahrers stark.

18. Dezember : Osthoff kommt nach 23 Tagen Geiselhaft im Irak frei. dpa

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false