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Die gute, alte D-Mark. Immer noch horten Deutsche die alten Scheine.

© dpa

25 Jahre Währungsunion: Sehnsucht nach Wohlstand

Die D-Mark war das Symbol für die Wiederauferstehung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Für den Euro haben die Bundesbürger nie vergleichbare Gefühle entwickelt. Ein Kommentar.

Die Deutschen und das Geld, das ist seit jeher eine besondere Verbindung. „Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles“, heißt es schon im „Faust“. Wobei man heute wohl eher vom Geld als vom Gold sprechen würde. Ob Gold oder Geld, Goethe würde das alles nicht gefallen. „Ach, wir Armen“, lässt er sein Gretchen sagen.
Wie hältst du’s mit dem Geld? Das ist die Gretchenfrage der Moderne. Und sie geht jeden an. Wer kein Geld hat, muss sich mit ihr herumplagen. Wer Geld hat auch. Die Zinsen sind niedrig, der Euro ist schwach, für sicherheitsbewusste Anleger sind das keine goldenen Zeiten.
Und sicherheitsbewusst, das sind wir Deutschen. Gebeutelt durch zwei Währungsreformen nach zwei Weltkriegen, in denen jeder arme Schlucker Billionär war, sich aber dennoch keine warme Mahlzeit leisten konnte, streben wir nach Sicherheit und Stabilität. Viele trauern noch heute der D-Mark hinterher, die für Wohlstand steht, für Aufschwung und für Anerkennung. Dass Deutschland nach dem verlorenen Krieg und den Gräueln des Nationalsozialismus wieder wer wurde in der Welt, das haben viele mit der D-Mark assoziiert. Der Währung, auf die die westdeutsche Nachkriegsbevölkerung stolz und die ostdeutschen Bürger im geteilten Deutschland scharf waren. Die D-Mark als Sehnsuchtswährung, als Eintrittskarte in die Welt des Konsums und der Auslandsurlaube, das Ticket zu einer Welt, in der die Währung etwas zählt – anders als die billigen Aluchips der Ost-Mark.

Die DDR-Bürger wollten vor allem die D-Mark

„Kommt die D-Mark, bleiben wir hier, kommt sie nicht, gehen wir zu ihr“, haben die Demonstranten in der zerfallenden DDR skandiert. Mit Erfolg. An diesem Montag vor 25 Jahren unterschrieben die Finanzminister der beiden deutschen Staaten die Verträge zur Wirtschafts- und Währungsunion, wenige Wochen später, am 1. Juli kam die D-Mark im Osten an. Mit einem aberwitzigen Umtauschkurs von eins zu eins, der Kombinate in die Pleite und die Arbeitslosigkeit in die Höhe trieb. „Eins zu eins, oder wir werden niemals eins“, hatten die Demonstranten gerufen und der Politik so die Pistole auf die Brust gesetzt.
Heute ist nicht nur das Vergangenheit, auch die D-Mark ist längst im Museum. Statt der starken deutschen Währung haben wir den Euro. Eine politische Kopfgeburt der Eliten, die damit den europäischen Einigungsprozess vorantreiben wollten. In den Herzen der Deutschen ist die Europawährung nie so recht angekommen. Heute noch weniger als früher: Die Probleme rund um Griechenland und die milliardenschweren Interventionen der Europäischen Zentralbank haben zu einem enormen Werteverfall des Euro geführt. Das bekommen auch wir Deutschen zu spüren. Urlaub in der Schweiz oder in den USA? Zu teuer. Eine ungewohnte, unangenehme Erfahrung, geschuldet der Schicksalsgemeinschaft Euro-Zone, mitgefangen – mitgehangen.

Manch einem behagt das nicht. In linksalternativen Kreisen versucht man sich wieder in der lokalen Tauschwirtschaft, um sich von den globalen Finanzmärkten abzukoppeln. Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger möchte das Bargeld am liebsten ganz abschaffen. Zu teuer, unnötig, findet er. Vielleicht steckt dahinter aber auch der Wunsch, den Verbraucher als Risikofaktor auszuschalten, der Konten plündert, wenn er Angst um sein Geld hat. Oder der auf die Straße geht, um für sein Geld zu kämpfen. Wie vor 25 Jahren.

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