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Immer für eine Provokation gut: Donald Trump und die Medien.

© dpa

6 Tage bis zur US-Wahl: Woran man Trumps Tweets erkennt

Nur noch ein Viertel der Tweets kommen von Donald Trump persönlich. Den Sound des Meisters erkennt man an Gerät und Sprache. Eine Analyse.

Hat Donald Trump eine gespaltene Persönlichkeit? Gibt es zwei Donald Trumps? Oder hat er womöglich einen Doppelgänger, der ihn zu imitieren versucht, aber nicht bis in die letzten Details mit den individuellen Vorlieben des "One and only" vertraut ist? 

Diese Fragen stellen sich bei näherem Blick auf Donald Trumps Twitter-Account @realDonaldTrump.

Ein Donald ist höflich, der andere zornig

Da gibt es einen Donald Trump, der überwiegend tagsüber twittert. Der Hashtags benutzt. Der Fotos in seine Tweets einbaut. Der gerne auf seine nächsten Auftritte hinweist. Der sich überschwänglich bei seinen Anhängern bedankt. Und das alles in einer recht zivilen Sprache. 

Und da gibt es diesen anderen Donald Trump. Der verschickt seine Tweets überwiegend am frühen Morgen und späten Abend. Er ist technisch nicht so versiert, meist fehlen Hashtags und Fotos. Vor allem aber bedient er sich einer anderen Wortwahl: Er klingt zornig, er hat zu allem eine Meinung, in der Regel eine negative. Zu seinen Lieblingswörtern zählen neben den Namen "Hillary" und "Clinton" die Adjektive "bad" (schlecht), "crooked" (betrügerisch), "dishnonest" (unehrlich, vorzugsweise in der Kombination "dishonest media"), "weak" (schwach) und "crazy" (verrückt).

Die Frage, wer tatsächlich hinter den Tweets in Trumps Namen steckt, ist weder akademisch. Noch sollte man sie den Standup-Comedians überlassen, auch wenn sich Trump-Tweets als unerschöpfliches Material für die einschlägigen Fernsehshows erwiesen haben. Sie ist eminent politisch. Sein Twitter-Account hat sich neben seinen Wahlkampfauftritten und der Teilnahme an TV-Debatten als das wohl einflussreichste Kampagneninstrument erwiesen. 

Ein Donald benutzt ein Samsung, der andere ein iPhone

Der Code wurde mittlerweile geknackt - dank eines technischen Unterscheidungsmerkmals: Der erste Trump benutzt ein iPhone, der zweite ein Android-Gerät. Dieses Muster weckte die Neugier von David Robinson vom Portal „StackOverflow“. Er hat sich darauf spezialisiert, das Kommunikationsverhalten auf Grund digitaler Daten zu analysieren. 

Den Hinweis auf die beiden unterschiedlichen Geräte hatte Robinson von Todd Vaziri, einem Künstler für visuelle Effekte, erhalten. Er aber konnte daraus ein Analysemuster ableiten, das die Tageszeit und die Wortwahl und manch andere Kriterien einbezieht. Die Quintessenz: Bis etwa 20 Uhr abends twittert eine Sie oder ein Er aus Trumps Mitarbeiterstab und benutzt dafür ein iPhone.

Ab 21 Uhr ändern sich Stil und Tonlage

Die Tweets kommen tatsächlich von einem Menschen, nicht von Bots-Maschinen. Die Sprachanalyse ergibt: Diese Tweets sind in einem Stil geschrieben, in dem Mitarbeiter einer Kampagne gewöhnlich auf Auftritte des Kandidaten hinweisen. Ab 21 Uhr und in den frühen Morgenstunden twittert der Meister höchstpersönlich – von seinem Android-Gerät. Bilder zeigen, dass Trump ein Samsung Galaxy bei sich trägt.

Er hat die Nutzung unterschiedlicher Geräte so erläutert: Auch die Tagsüber-Tweets stammten von ihm, aber „ich rufe sie einer der jungen Ladys im Büro zu“. Dieser Hinweis erklärt allerdings nicht, warum die Tweets von dem Android-Gerät kommen, bis zu 80 Prozent mehr Worte enthalten, die Ärger, Ablehnung, Überdruss und andere negative Emotionen ausdrücken, wie Robinson der „Los Angeles Times“ sagte.

Die Kampagne hat ihm das Twittern abgenommen

Der politische Kommentator Andrew McGill zieht in der Zeitschrift "The Atlantic" noch einen weiteren interessanten Schluss aus dem Datenmaterial: Donald Trump ist in der Summe immer weniger Herr seines Twitter-Accounts. Sein Wahlkampfteam hat dieses Instrument übernommen - im Guten wie im Schlechten. Vor einem Jahr waren drei Viertel der Tweets von Trumps Twitter Account noch von ihm selbst gekommen. Im August war dieser Anteil auf rund ein Viertel gesunken. 

Eines sollten twitternde Politiker bedenken, ob in den USA oder Deutschland: Die persönliche Handschrift des Autors lässt sich enttarnen. Ministerbüros und Wahlkampfteams haben einen anderen Sound als „The voice of his master“.

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