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Horst Köhler

© dpa

60 Jahre Bundesrepublik: Köhler fordert zu neuem Zusammenhalt auf

Zum 60. Geburtstag der Bundesrepublik hat Bundespräsident Köhler vor 1400 geladenen Gästen in Berlin eine Rede gehalten. Vielleicht zum letzten Mal - am Samstag wird gewählt.

Bundespräsident Horst Köhler hat die Deutschen zu neuem Zusammenhalt aufgefordert. Die Bürger müssten sich wie bei der Gründung des Landes vor 60 Jahren Solidarität, Menschenwürde und Freiheit versprechen, sagte Köhler beim Staatsakt zum 60- jährigen Bestehen der Bundesrepublik in Berlin.

Er beklagte, dass die Bildungschancen von Kindern immer noch zu stark vom Geldbeutel der Eltern abhingen und die Arbeitslosigkeit im Osten immer noch höher sei als im Westen. "Wir dürfen nicht hinnehmen, dass die Teilung unseres Landes in der Arbeitslosenstatistik fortbesteht."

"Mit der Einheit ist es wie mit der Demokratie: Sie ist nie fertig, " sagte Köhler. Sie müsse gelebt und erprobt werden. "Wie wäre es, wenn wir das Versprechen von vor 60 Jahren heute erneuern würden?" Es müsse an der Einheit zwischen Alt und Jung, Menschen mit und ohne Behinderung, Einheimischen und Zugewanderten, Arm und Reich gearbeitet werden. "Wir wollen eine Gesellschaft sein, die nicht wegschaut, wenn Menschen in Not sind, und die keinen zurücklässt."

Krise als Chance

Deutschland feiere Geburtstag in einer schwierigen Zeit. Köhler betonte: "Unsere Verfassungsordnung ist ein Leuchtfeuer der Freiheit geworden." Sie lebe aber auch von der Verantwortung. Es komme auf jeden Einzelnen an. Den Menschen müsse die Gewissheit gegeben werden, dass sie gebraucht werden.

Der Bundespräsident rief die Deutschen vor 1400 geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Kultur auf, die schwere Krise als Chance zu begreifen. "Viele Familien machen sich Sorgen, und die Arbeitslosigkeit wird steigen, ehe es wieder besser wird. Aber wir brauchen den Mut nicht sinken zu lassen", sagte Köhler.

Den Ausweg aus der Krise biete "eine neue, ökologische Industrielle Revolution". Der Bundespräsident erinnerte auch an den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Dabei distanzierte er sich scharf vom Regime der DDR und bezeichnete sie als "menschenverachtende Diktatur". "Ihre Herrschaft konnte sie nur durch Stacheldraht, Schießbefehl und Unterdrückung aufrecht erhalten", sagte Köhler.

Am Samstag wird gewählt

Damit grenzte er sich indirekt von seiner Herausforderin bei der Bundespräsidentenwahl ab, der von der SPD nominierten Gesine Schwan. Diese hatte es kürzlich abgelehnt, die DDR pauschal als "Unrechtstaat" zu bezeichnen. Gleichwohl sei die DDR keineswegs ein Rechtsstaat gewesen, hatte sie in einem Interview erklärt.

Nach dem Staatsakt mit Köhler als einzigem Redner beginnen die letzten Vorbereitungen für die Bundespräsidentenwahl. Neben Köhler, der von Union und FDP unterstützt wird, und Schwan stellen sich für die Linke der Schauspieler und Kabarettist Peter Sodann und für die rechtsextremen Parteien der Liedermacher Frank Rennicke zur Wahl. (Zeit Online)

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