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Letztes Geleit: Einer der erschossenen Jugendlichen wird beerdigt. Foto: dpa

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Politik: Abbas macht Israel für Gewalt verantwortlich Zwei Jugendliche im Westjordanland erschossen Palästinensische Häftlinge im Hungerstreik

Tel Aviv - Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und Premier Salam Fayad sind sich einig: Israel ist verantwortlich für die Eskalation der Gewalt im Nahen Osten. Damit würden die derzeitigen amerikanischen Bemühungen um eine Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen absichtlich gefährdet.

Tel Aviv - Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und Premier Salam Fayad sind sich einig: Israel ist verantwortlich für die Eskalation der Gewalt im Nahen Osten. Damit würden die derzeitigen amerikanischen Bemühungen um eine Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen absichtlich gefährdet. Abbas wird kommende Woche in Jordaniens Hauptstadt Amman mit US-Außenminister John Kerry Gespräche führen, bevor dieser in Jerusalem mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zusammentrifft.

Abbas’ Anschuldigungen sind eine Reaktion auf einen Zwischenfall im Westjordanland. In der Nacht zu Donnerstag hatten israelische Soldaten zwei junge Palästinenser erschossen. Ein 17- und ein 18Jähriger hatten zuvor mit zwei weiteren Jugendlichen eine Armeestellung nahe des Orts Tulkarem mit mindestens sieben Molotowcocktails angegriffen. Die beiden Getöteten wurden am Donnerstagnachmittag beerdigt. Dabei kam es in der Umgebung ihres Heimatdorfes zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Hunderte Palästinenser warfen Steine auf israelische Soldaten. Diese wiederum setzten Tränengas ein.

Unruhen gab es auch in anderen Teilen des Westjordanlandes. In Hebron nahmen mehrere Tausend Menschen an der Beerdigung von Maissara Abu Hamdijeh teil. Der krebskranke Palästinenser-Aktivist war vor kurzem in einem israelischen Gefängnis gestorben. Palästinensische Behörden, darunter das pathologische Institut, beschuldigten Israel, es habe den Tod durch „absichtliche medizinische Vernachlässigung“ herbeigeführt. Zahlreiche Organe seien von Metastasen befallen gewesen, was auf eine von den Gefängnisärzten jahrelang unbehandelte Erkrankung schließen lasse. Hamdijeh, wegen versuchtem Mordanschlag 2002 zu lebenslanger Haft verurteilt, soll im August erstmals über Schmerzen im Hals geklagt haben, aber erst dieses Jahr sei Krebs im Endstadium diagnostiziert worden. In Nablus gab es Solidaritätsdemonstrationen für die rund 5000 Palästinenser in israelischen Gefängnissen. Die meisten Häftlinge befinden sich derzeit in einem mehrtägigen Hungerstreik. Präsident Abbas fordert von Israel als Vorbedingung für Verhandlungen die Freilassung von 120 Palästinensern, die seit über 20 Jahren inhaftiert sind.

Im Gazastreifen meldeten Salafisten-Sprecher die Verhaftung einiger ihrer Aktivisten durch die Polizei der HamasRegierung. Salafisten hatten die Verantwortung für Raketenangriffe auf Israel übernommen. Jerusalem hatte daraufhin am Mittwoch Ziele in Gaza bombardiert. Es war der dritte Angriff militanter Palästinenser auf Israel seit November. Damals hatten sich Jerusalem und die Hamas nach einem tagelangen blutigen Schlagabtausch auf eine Waffenruhe geeinigt. Bei den Kämpfen waren mehr als 160 Palästinenser und sechs Israelis getötet worden. Charles A. Landsmann

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