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Afghanistan-Einsatz: Mehr Engagement gefordert

US-Verteidigungsminister Robert Gates kritisiert weiterhin ungerührt die Nato-Partner für ihr Engagement in Afghanistan. Die reagieren pikiert. Heute treffen sich die Vertreter der Staaten, die Truppen im Süden Afghanistans stationiert haben. Gates fordert eine neue Strategie.

Schon am Dienstag hatte Gates das Engagement verbündeter Nato-Staaten beim Afghanistan-Einsatz kritisiert. Damit bezog er sich vor allem auf die unzureichende Ausbildung der Polizisten. Nun legte er noch einen drauf: Viele Nato-Verbündete würden sich nicht mit vollem Einsatz am Kampf gegen die radikal-islamischen Taliban beteiligen, zitiert die Presse den Pentagon-Chef.

Einzelne Länder nannte er nicht. Auf die Frage, ob er vom Einsatz Deutschlands enttäuscht sei, verwies Gates auf das relativ ruhige Einsatzgebiet der Bundeswehrtruppen im Norden Afghanistans. "Die Deutschen sind mit einer beachtlichen Präsenz in Afghanistan vertreten", sagte Gates. "Sie sind in einem Gebiet, in dem es nicht viel Gewalt gibt. Deshalb sind die Anforderungen an sie, sich an Kämpfen zu beteiligen, nicht so hoch wie an uns, die wir im Süden und Osten sind." Er würde es begrüßen, wenn "alle Alliierten in eine umfassende Strategie einbezogen werden, die beides umfasst: Sicherheit und wirtschaftliche Entwicklung".

Unterstützung erhielt er von Nato-Generalsekretär Jaap De Hoop Scheffer. Auch er rief die Internationale Gemeinschaft anlässlich eines Besuchs in Japan zu einem verstärkten Einsatz in Afghanistan auf. "Ich bin nicht gänzlich glücklich mit dem, was wir in
Afghanistan am Boden und in der Luft haben“, sagte De Hoop Scheffer.

Nato-Partner reagieren zurückhaltend

Gates stellte den strategischen Ansatz des Afghanistaneinsatzes der Nato grundsätzlich infrage. Das Bündnis, das einst gegründet wurde, um sich der Gefahr einer massiven sowjetischen Invasion in Europa zu stellen, begegne nun der Herausforderung eines fortgesetzten Gegenaufstandes in den entlegensten Winkeln der Welt. Er hoffe, dass man sich innerhalb der nächsten Monate auf eine neue Strategie verständigen könne.

Deutsche Politiker hatten auf Gates' erste Kritik mit Unverständnis reagiert. Unionsvize Wolfgang Bosbach bezeichnete die Vorwürfe als "sachlich nicht begründet" und auch Dieter Wiefelspütz, Innenexperte der SPD, wies die Kritik aus den USA zurück.

Nun äußerte auch die Regierung in London Skepsis gegenüber Gates' Forderung nach einem verstärkten Einsatz europäischer Truppen in Afghanistan. Militärische Stärke könne nur Teil einer Lösung sein, hieß es in einer Erklärung des britischen Verteidigungsministers Des Browne. Stattdessen müsse man nun auf die militärischen Erfolge aufbauen und "dem afghanischen Volk helfen, für seine eigene Sicherheit und wirtschaftliche Entwicklung zu sorgen".

Heute kommen die Verteidigungs- und Außenminister der acht Staaten, die Truppen im Süden Afghanistans stationiert haben. Es handelt sich dabei um die USA, Großbritannien, Kanada, Australien, Dänemark, Niederlande, Estland und Rumänien. (nim/dpa/AP)

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