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Politik: Afghanistan: "Es war ein Unfall"

Fünf Tote, drei schwer, fünf leicht Verletzte. "Manchmal wünscht man sich, dass man nicht in dieser Verwendung wäre", sagt der Generalinspekteur Harald Kujat, als er die schlimme Nachricht verkünden muss.

Von Robert Birnbaum

Fünf Tote, drei schwer, fünf leicht Verletzte. "Manchmal wünscht man sich, dass man nicht in dieser Verwendung wäre", sagt der Generalinspekteur Harald Kujat, als er die schlimme Nachricht verkünden muss. Im deutschen Feldlager an der Ausfallstraße von Kabul nach Osten wehen die Flaggen auf Halbmast. Die Friedenstruppe in Afghanistan hat ihre ersten Toten zu beklagen. Die zwei Deutschen und drei Dänen starben nicht im Krieg, aber an seinen Folgen: Eine Luftabwehrrakete, von Kampfmittel-Räumern zur Sprengung vorbereitet, detonierte vorzeitig. "Es war ein Unfall", sagt Kujat.

Vom deutschen Feldlager aus ist der Sprengplatz gut zu sehen. Seit Wochen jagen deutsche und dänische Feuerwerker auf dem staubigen Berggelände Blindgänger und Munition in die Luft - Hinterlassenschaften von 23 Jahren Kämpfen in Kabul. Manchmal sind die Detonationen so stark, dass am deutschen Stabsgebäude eine Scheibe zu Bruch geht. Am Mittwochnachmittag sollten zwei komplette Luftabwehr-Raketen gesprengt werden. Die SA-3 stammt aus sowjetischer Produktion - sie ist so konstruiert, dass sie auch Flugzeuge noch zum Absturz bringt, wenn der Sprengkopf in zehn Metern Abstand zündet. Doch eine der Raketen, vielleicht beide, explodierten, als die Soldaten noch nicht in Deckung waren.

Zum Thema Dokumentation: Die Bundeswehr im Einsatz Fotostrecke: Deutsche Soldaten in Afghanistan Warum? Diese Frage bleibt vorerst offen. Die Soldaten, sagt Kujat, hätten keinen Fehler gemacht - "sehr erfahrene, sehr gut ausgebildete Männer" seien am Werk gewesen, die alle Sicherheitsbestimmungen eingehalten hätten. Schnelle Spekulationen, es habe vielleicht am geeigneten Material gefehlt oder die Raketen seien von Terroristen gezielt manipuliert worden, verbittet sich der General. Der Kommandeur der Isaf-Truppe in Kabul, General Hubertus von Butler, deutet später an, was die hohe Zahl der Opfer schon vermuten ließ: "Nicht beim gefährlichsten Teil" der Aufgabe sei das Unglück geschehen; also möglicherweise noch beim Antransport oder beim Abladen der Geschosse.

Wer die Toten, wer die Verletzten sind, blieb bis zum Abend unbekannt. Erst sollte sichergestellt sein, dass alle Angehörigen unterrichtet werden konnten. Die Verletzten liegen jetzt im Luftlande-Rettungszentrum im deutschen Lager. Unter ihren Kameraden herrscht Bedrückung und Trauer. Kujat kann das verstehen, aber, sagt er, die Soldaten in Kabul seinen Profis genug, um auch mit diesem Schock fertig zu werden. Dass der Einsatz am Hindukusch gefährlich ist, war allen immer bewusst gewesen. Auf Terrorakte und Heckenschützen sind die Friedenskämpfer eingestellt. Der Tod auf dem Sprengplatz kam unerwartet. In der Schlussfolgerung ist sich die Berliner Politik von Kanzler Gerhard Schröder bis zum Oppositionsführer Friedrich Merz aber einig: Der Einsatz wird dadurch nicht in Frage gestellt. "Unfälle passieren", sagt Kujat.

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