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Afghanistan: "Gespräche mit Taliban – jetzt!"

Eine internationale Task Force setzt sich für sofortige Friedensverhandlungen mit radikalislamischen Taliban und anderen Aufständischen in Afghanistan ein. Der Westen sollte nicht bis 2014 warten, dem für einen Abzug der internationalen Truppen vorgesehenen Datum.

Von Michael Schmidt

Berlin - Nach zehn Jahren Krieg in Afghanistan dürfen zwei Grunderkenntnisse als allgemein anerkannt gelten: Der Konflikt lässt sich allein militärisch nicht lösen, und Gespräche mit radikalislamischen Taliban und anderen Aufständischen sind alternativlos. Unklar und umstritten ist allerdings, wie denn ein ziviler Weg hin zu mehr Stabilität und Sicherheit am Hindukusch sowie eine Integration der Taliban aussehen könnten. Im Auftrag der Century Foundation, eines US-Think-Tank in New York, ist eine internationale Task Force unter dem Vorsitz von unter anderem Lakhdar Brahimi, dem früheren algerischen Außenminister und UN-Sonderbeauftragten, in die Länder der Region gereist, um nach Antworten zu suchen. Am Freitag stellte er die Ergebnisse auf Einladung der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin vor.

„Afghanistan – Den Frieden verhandeln“ heißt der Bericht der Task Force, der zur Eile drängt. Keine Seite könne erwarten, in absehbarer Zeit die andere militärisch zu besiegen, deshalb sei „jetzt der beste Zeitpunkt“, um „einen politischen Prozess mit einem Ziel der Aussöhnung zu beginnen“, heißt es darin. Der Westen sollte nicht bis 2014 warten, dem für einen Abzug der internationalen Truppen vorgesehenen Datum. Vielmehr sollten „alle lieber gestern als heute miteinander ins Gespräch kommen“, wie Brahimi sagte. Organisiert und moderiert werden sollten diese Gespräche von einem internationalen Vermittler, der keiner der kriegführenden Parteien angehört.

Für James Dobbins vom International Security of Defense Center läge ein solches Vorgehen ganz auf der Linie der amerikanischen Politik: Die USA hätten kein Problem mit Gesprächen zum Zwecke einer politischen Integration der Taliban. Die aber täten sich ungleich schwerer, „in den Heiligen Krieg gegen den Westen zu ziehen und zeitgleich mit dem Teufel selbst zu verhandeln“.

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