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Afghanistan: Karsai-Clan in Drogenhandel verwickelt?

Der Verdacht ist nicht neu, aber nun hat er sich erhärtet: Nach einem Medienbericht ist die Familie des afghanischen Ministerpräsidenten Hamid Karsai massiv in den Drogenhandel verwickelt.

Berlin - Britische Eliteeinheiten haben einem Bericht des „Stern“ zufolge Ende Juli auf einem Gehöft von Hamid Karsais Halbbruder Ahmed Wali mehrere Tonnen Rohopium zur Herstellung von Heroin gefunden. Das Drogenlager im Süden der Provinz Kandahar soll von afghanischen Polizisten bewacht worden sein.

Berichte über eine Verstrickung von Ahmed Wali Karsai in das Heroingeschäft hatte es schon öfter gegeben. Entsprechenden Meldungen der „New York Times“ war der Präsident im vergangenen Jahr persönlich entgegengetreten. Westliche Regierungen gehen davon aus, dass Hamid Karsai die Geschäfte seines Halbbruders zumindest billigend in Kauf nimmt.

Der Bundesregierung verfügt nach Angaben aus Regierungskreisen nicht über eigene Erkenntnisse zum Opiumfund bei Ahmed Wali Karsai. In Gesprächen mit der afghanischen Regierung werde jedoch mit Blick auf die Unterstützung des Westens darauf verwiesen, dass es im afghanischen Interesse liege, derartige Vorwürfe aufzuklären.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes erklärte, grundsätzlich sei die Drogenbekämpfung in Afghanistan ein wichtiges Ziel. Die Bundesregierung erwarte „das volle Engagement seitens der afghanischen Regierung und der afghanischen Behörden“. Afghanistan gilt als größter Heroinlieferant der Welt. Das Land deckt mittlerweile mehr als 90 Prozent des weltweiten Bedarfs ab.

Der FDP-Außenexperte Werner Hoyer verlangte eine härtere Gangart der Bundesregierung, sollte sich der Verdacht gegen Karsais Halbbruder bestätigen. „Dann wird es höchste Zeit, der Regierung Karsai die Daumenschrauben anzuziehen“, sagte der frühere Staatsminister im Auswärtigen Amt dem Tagesspiegel. Zugleich forderte Hoyer die Bundesregierung dazu auf, den Auswärtigen Ausschuss des Bundestages über ihren Kenntnisstand über die Verwicklung der Familie Karsai in den Heroinhandel zu informieren.

Der SPD-Außenpolitiker Niels Annen wertete den Drogenfund bei Karsais Halbbruder als „schlechtes Vorzeichen für die anstehenden Wahlen“. Die internationale Gemeinschaft müsse nun klar Position beziehen und auf eine vollständige Aufklärung des Falls drängen, sagt das SPD-Vorstandsmitglied dieser Zeitung. Annen hält eine „Strafverfolgung ohne Ansehen und Stand der Person“ auch deshalb für notwendig, weil die Akzeptanz des Bundeswehreinsatzes in der deutschen Bevölkerung sonst weiter geschmälert werden könne. Auch der Außenexperte der Linksfraktion, Norman Paech, sieht den Westen nun in der Pflicht, die afghanische Regierung zu einer gerichtlichen Klärung der Vorwürfe gegen Karsais Halbbruder zu bewegen. Um den Druck zu erhöhen, dürfe sich die Bundesregierung nicht auf die diplomatischen Wege beschränken, sondern müsse auch öffentlich Stellung beziehen.

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