zum Hauptinhalt

Politik: Afghanistan: Möglichst ohne die Taliban

So sehr überrascht war Hamid Karsai über seine Wahl nicht. Denn vor drei Tagen wusste er schon "inoffiziell", dass er die Interims-Regierung leiten würde.

So sehr überrascht war Hamid Karsai über seine Wahl nicht. Denn vor drei Tagen wusste er schon "inoffiziell", dass er die Interims-Regierung leiten würde. "Ich habe immer noch keine offizielle Benachrichtigung", sagte er per Satellitentelefon aus dem Außenbezirk Kandahar, wo er mit seinen 5 000 Mann starkem Paschtunen-Herr gegen die Taliban kämpft. Er sehnt sich nach Frieden für sein Land, und dies sei nur ein Anfang.

Zum Thema Online Spezial: Kampf gegen Terror Afghanistan: Wege jenseits der Bomben Bundeswehr-Einsatz: Deutschland und der Krieg Fotostrecke: Krieg in Afghanistan Er habe nicht die Macht, über eine Beteiligung der Taliban an einer Regierung zu entscheiden, sagt er dem Tagesspiegel. Das müsse die Stammesversammlung tun. Als Privatmann jedoch will er nicht mit ihnen zusammenarbeiten, obwohl er die Gotteskrieger 1994 noch mit Mitteln aus dem Kampf gegen die Sowjetunion unterstützt hat. Zweiflern, die befürchten, dass ohne Beteilung der Taliban kein Frieden im Land geschaffen werden kann, widerspricht der künftige Präsident der Afghanen vehement: "Es ist jetzt nur noch eine Frage der Zeit. Die Taliban werden aufgeben - ohne Kampf."

Diese optimistischen Informationen will er aus Gesprächen mit einigen Taliban-Führern geschöpft haben. Und dann zeigt sich, warum Karsai von allen Parteien auf dem Petersberg unterstützt wird: "Es darf nicht noch mehr afghanisches Blut fließen", sagt er. Seine einzige Bedingung an die Taliban: Alle ausländischen Kämpfer müssen das Land verlassen. Karsai äußert sich auch positiv über die Rolle der Friedenstruppe der Vereinten Nationen. Das sei auch ohne Beteiligung der USA möglich. "Wenn die Kämpfe aufhören, brauchen wir auch die militärische Unterstützung der USA nicht mehr", betont er. Was für eine Rolle Rabani im zukünftigen Afghanistan spielen soll, das ist seiner Ansicht nach "eine Angelegenheit der Loja Dschirga".

In Königswinter sind die Delegierten froh, die Konferenz auf dem Petersberg hinter sich gebracht zu haben. Trotz aller Erleichterung beschweren sich aber vier Delegierte, die anonym bleiben wollen: "Es ist gekommen, wie es kommen sollte. Es war von Anfang an klar, wer die wichtigen Posten bekommt. Die Zypern-Gruppe soll zuständig sein für das Verkehrsministerium. Uns ist nicht bekannt, dass es in Afghanistan derzeit einen Verkehrsstau gibt."

Ashwin Raman

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false