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Afghanistan: Nato-Generäle fordern mehr Truppen gegen Taliban

Mit neuen Taktiken und einem immer aggressiveren Auftreten terrorisieren die Taliban Afghanistan. Nato-Generäle drängen nun auf mehr Einsatzkräfte.

Bei den Präsidentschaftswahlen am Donnerstag war es zu zahlreichen Raketenangriffen, Bombenanschlägen und direkten Attacken durch die Taliban gekommen. Mehrere Nato-Generäle nahmen das zum Anlass, von US-Präsident Obama mehr Truppen und Ausrüstung für den Kampf gegen die erstarkenden Taliban zu fordern.

Besonders im Osten des Landes nahe der Grenze zu Pakistan sind Verstärkungen nötig. Das sagte der Kommandeur der östlichen Streitkräfte, US-General Curtis Scaparotti, dem US-Gesandten Richard Holbrooke am Sonntag.

Erst am Wochenende ist ein afghanischer Journalist und Taliban-Kritiker dort anscheinend gezielt getötet worden. Dschanullah Haschimsada saß in einem Reisebus, der in der Grenzregion am Khyber-Pass unterwegs war. Dort fingen Angreifer den Bus ab, gingen hinein und erschossen den Journalisten, sagte ein pakistanischer Regierungsbeamter am Montag. Ein Fahrgast wurde verletzt.

Kollegen sagten, der Afghane habe kritisch über den Aufstand der radikal-islamischen Taliban in seinem Heimatland berichtet. Die Gewalt in der Khyber-Region hat im vergangenen Jahr stark zugenommen. Über den strategisch wichtigen Pass wird ein Hauptteil des Nachschubs für die US-Truppen in Afghanistan geliefert.

Zuvor hatte bereits Generalstabschef Admiral Mike Mullen dem Fernsehsender CNN zur Lage in Afghanistan gesagt: "Es ist ernst und verschlechtert sich weiter". Im Juli verzeichnete das US-Militär mit 44 Toten die höchsten Verluste in dem Land innerhalb eines Monats. Mullen sagte weiter, dass der Aufstand der Taliban besser geworden sei, "ausgeklügelter in ihren Taktiken".

Seine negative Äußerung sorgte für Aufsehen, weil sie kurz nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Afghanistan erfolgte. Die Wahl ist von den USA als wichtiger Schritt zur Stärkung des Vertrauens der Bevölkerung in ihre Regierung bezeichnet worden. Zahlreiche Vorwürfe der Wahlmanipulation sowie die Attacken der Taliban am Wahltag verunsicherten jedoch eher.

Die wachsende Gewalt in Afghanistan hat den Druck auf Präsident Obama erhöht, eine Aufstockung der Truppen zu erwägen. Dagegen dürfte sich jedoch Widerstand im Kongress sowie in der Öffentlichkeit regen. Immer weniger US-Bürger halten den Krieg in Afghanistan für kämpfenswert.

In Deutschland debattierte dagegen die Bundesregierung am Wochenende erstmals offen über ein Ende des Bundeswehr-Einsatzes in dem zentralasiatischen Land. Außenminister Frank-Walter Steinmeier kündigte an, im Fall eines Wahlsiegs der SPD mit der neuen afghanischen Führung über ein Datum für den Abzug der Bundeswehr verhandeln zu wollen. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte, Deutschland wolle nicht "auf immer und ewig" in Afghanistan bleiben.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, Reuters, tos

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