zum Hauptinhalt

Politik: Afghanistan: Schwere Kämpfe um Kandahar

Anti-Taliban-Kämpfer haben mit der Belagerung der letzten verbliebenen Taliban-Bastion Kandahar begonnen. Nach Berichten des US-Nachrichtensenders CNN gingen am Freitag etwa 3000 paschtunische Kämpfer in Stellung.

Anti-Taliban-Kämpfer haben mit der Belagerung der letzten verbliebenen Taliban-Bastion Kandahar begonnen. Nach Berichten des US-Nachrichtensenders CNN gingen am Freitag etwa 3000 paschtunische Kämpfer in Stellung. US-Kampfjets flogen erneut massive Bombeneinsätze auf die südafghanische Stadt. Ein US-Militärsprecher in Islamabad sagte: "Der Griff der Taliban auf Afghanistan löst sich." Es gebe aber noch Widerstand. Nach Angaben des britischen Rundfunksenders BBC wird im Washingtoner Verteidigungsministerium vom "Endkampf" gesprochen.

Zum Thema Online Spezial: Kampf gegen Terror Afghanistan: Wege jenseits der Bomben Bundeswehr-Einsatz: Deutschland und der Krieg Fotostrecke: Krieg in Afghanistan US-Militärsprecher Kenton Keith räumte ein, die USA hätten eine nicht genannte Zahl von Opfern zu beklagen. "Opfer heißt nicht Tote", fügte er jedoch hinzu. Er sprach in Islamabad von "schweren Kämpfen in einigen Landesteilen", nannte aber keine Einzelheiten. "Es gibt noch immer Nester mit starkem Widerstand, und verschiedene Gruppen von Taliban-Kämpfern sind in Kämpfe verwickelt." Dies gelte besonders für Kandahar. Taliban-Führer Mullah Omar hatte in den vergangenen Tagen mehrfach zum Durchhalten aufgerufen. Für seine Kämpfer sei jetzt die Zeit, zu Märtyrern zu werden.

Die Anti-Taliban-Kräfte seien bereits in die Vororte von Kandahar vorgerückt, berichtete CNN. Es seien aber noch keine Einheiten ins Stadtzentrum eingedrungen. Das sei auch zunächst nicht geplant. Unter den Belagerern seien auch Soldaten der Nordallianz.

Vertreter der Paschtunen hatten bereits gewarnt, die von Usbeken und Tadschiken beherrschte Nordallianz dürfe nicht in die Stadt einmarschieren. Die Paschtunen im Süden fürchten, die Nordallianz wolle ihre Herrschaft auf das ganze Land ausweiten.

US-Militärs vermuten, dass sich Taliban-Führer Mullah Mohammed Omar und Mitglieder des Terrornetzes Al Qaida in Kandahar aufhalten. Etwa 100 Kilometer vor der Stadt sind etwa 1000 US-Elitesoldaten zusammengezogen. Die Bombeneinsätze hatten am Freitag vor allem den Flughafen der Stadt sowie Lager der Taliban-Führung zum Ziel. Bewohner berichteten erneut von außergewöhnlich starken Bombardierungen, meldete CNN. Die Taliban in der Stadt hätten mehrerer Männer wegen Spionage für die USA inhaftiert. Sie hätten auch Musikkassetten verbrannt.

Der US-Fernsehsender CBS berichtete, ein hoher Befehlshaber der Taliban in Kandahar verhandele über eine Kapitulation. Im Gegenzug verlange er, eine Rolle in der neuen Regierung zu spielen. Die Regierung in London ermahnte die Nordallianz, ihre Kriegsgefangenen gut zu behandeln.

Die italienische Polizei deckte unterdessen nach eigenen Angaben ein bedeutendes europäisches Netzwerk der Al Qaida auf. Mehrere Festgenommene hätten wichtige Dienste bei der Anwerbung von neuen Kämpfern geleistet, sagte der Leiter der italienischen Anti-Terror-Polizei, Carlo De Stefano, am Freitag der Tageszeitung "La Stampa". Einer von drei gestellten Nordafrikanern habe per Satellitentelefon direkten Kontakt zu einem von bin Ladens Kommandeuren gehabt. Vermutlich niemand der Festgenommenen sei jedoch in die Attentate vom 11. September in den USA verwickelt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false