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Afghanistan: Taliban-Anführer offenbar gefasst

Einer der wichtigsten Taliban-Führer soll in Pakistan gefasst worden sein. Laut des Gouverneurs von Kundus, Mohammad Omar, sei Mullah Abdul Salam in der südwestpakistanischen Stadt Quetta festgenommen worden.

Der Talibanführung in Afghanistan ist binnen weniger Tage offenbar ein weiterer Schlag zugefügt worden. Der Anführer der Aufständischen im Einsatzgebiet der Bundeswehr, Mullah Abdul Salam, sei bei einer Aktion in Pakistan gefasst worden, teilte der Gouverneur von Kundus, Mohammad Omar, mit. Vor Mullah Abdul Salam war bereits der Taliban-Vize Mullah Abdul Ghani Baradar den Geheimdiensten ins Netz gegangen.

Mullah Salam war von den Taliban als "Schatten-Gouverneur" für Kundus eingesetzt worden. Omar sagte weiter, auch der "Schatten-Gouverneur" der Taliban für die benachbarte Provinz Baghlan, Mullah Mohammad, sei festgenommen worden. Pakistanische Sicherheitskräfte bestätigten die Festnahmen am Donnerstag allerdings auf Anfrage nicht.

Gouverneur Omar machte keine Angaben darüber, woher seine Informationen stammten. Spiegel Online berichtete, ein langjähriger Kampfgefährte von Mullah Salam habe dessen Festnahme bestätigt. Ein hochrangiger pakistanischer Armeeoffizier sagte am Donnerstag: "Wir haben darüber keine Informationen." Ein Geheimdienstoffizier sagte ebenfalls, ihm läge "unglücklicherweise keine Informationen" über eine Festnahme von Mullah Salam oder auch Mullah Mohammad vor.

Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte: "Mullah Salam ist nicht festgenommen worden." Mit entsprechenden Meldungen wollten "die Amerikaner" nur von ihrer bevorstehenden "Niederlage" bei der Offensive in der südafghanischen Provinz Helmand ablenken. Mudschahid hatte zunächst auch die Festnahme von Mullah Baradar dementiert, die die pakistanische Armee am Mittwoch aber offiziell bestätigte.

Omar bezeichnete Mullah Salam als "den mächtigsten Kommandeur in unserer Region". "Er führte alle Gruppen in Kundus. Sie alle folgten ihm und es gibt keine andere Person, die alle (Taliban-)Kräfte unter ein Kommando bringen und mobiliseren kann." Seine Festnahme werde großen Einfluss auf die Sicherheitslage in Kundus haben.

Laut Spiegel online ist der 35-jährige Salam ein wichtiges Verbindungsglied zwischen verschiedenen Taliban-Gruppen, ausländischen Kämpfern und dem in Pakistan residierenden Führungsgremium der Taliban. So sei Salam in den vergangenen Monaten immer wieder nach Pakistan gereist, um dort seine Instruktionen zu erhalten. Die internationale Schutztruppe Isaf führe ihn in der Fahndungsliste als "high value target".

Nach Angaben der Provinzregierung von Kundus waren die beiden "Schatten-Gouverneure" bereits vor zehn Tagen in der südwestpakistanischen Stadt Quetta festgenommen worden.

Omar hatte am Mittwoch für die "nahe Zukunft" Operationen gegen die Aufständischen in Kundus und Baghlan angekündigt. Das Bundesverteidigungsministerium wies allerdings Omars Darstellung zurück, die Offensive werde ähnlich groß angelegt sein wie die Operation "Muschtarak" ("Gemeinsam") in Helmand.

Bei der Großoffensive in Helmand wurde unterdessen ein weiterer Soldat der Internationalen Schutztruppe ISAF getötet. Die NATO-geführte ISAF teilte in der Nacht zu Donnerstag mit, ein Soldat sei am Mittwoch bei einem Feuergefecht während der Operation "Muschtarak" ums Leben gekommen. Zunächst hatte die ISAF zwei neue Tote vermeldet, sich danach aber korrigiert. Seit Beginn der Großoffensive starben bislang mindestens fünf ISAF-Soldaten.

Die ISAF teilte am Donnerstag in ihrem Lagebericht zur Offensive mit, "einige Aufständische" würden den Distrikt Mardscha verlassen. Allerdings leiste immer noch "eine Anzahl feindlicher Kämpfer" Widerstand gegen die Truppen. Die Soldaten hätten einige wichtige Gegenden erobert. Nach Berichten von Korrespondenten amerikanischer und britischer Medien, die die Soldaten begleiten, kamen bislang zahlreiche Taliban bei der Operation "Muschtarak" ums Leben. Eine Zahl nannten Behörden und Militärs nicht. ISAF-Soldaten töteten seit Beginn der Operation versehentlich mindestens 15 Zivilisten in Helmand.

Fünf weitere Zivilisten starben bei einem Luftschlag in der an Helmand angrenzenden Provinz Kandahar.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa

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