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Politik: „Aktion Sühnezeichen hat Deutschland verändert“

Berlin - Michaela Vidlakova hat Deutsch mit sechs Jahren gelernt – in der Krankenbaracke des Konzentrationslagers Theresienstadt. Beigebracht hat ihr die Sprache ein Junge aus Deutschland.

Berlin - Michaela Vidlakova hat Deutsch mit sechs Jahren gelernt – in der Krankenbaracke des Konzentrationslagers Theresienstadt. Beigebracht hat ihr die Sprache ein Junge aus Deutschland. Als sie nach dem Krieg erfuhr, dass ihr kleiner Deutschlehrer und die meisten ihrer Verwandten von den Nazis ermordet wurden, schwor sie sich, kein deutsches Wort mehr in den Mund zu nehmen. Am Freitag feierte sie mit rund 1000 Gästen im Haus der Kulturen der Welt das 50-jährige Bestehen der Friedensorganisation „Aktion Sühnezeichen“. Michaela Vidlakova begrüßte die Zuhörer mit „meine lieben Freunde“. Freiwillige der Aktion Sühnezeichen haben sie überzeugt, dass sich Deutschland verändert hat.

Dass sich heute junge deutsche und polnische Freiwillige etwa in England engagieren, „ist im Hinblick auf die Geschichte nicht nur ein kleines Wunder, das ist auch gelebtes Europa der Gegenwart“, sagte Bundespräsident Horst Köhler bei dem Festakt und dankte den 15 000 Freiwilligen, die sich in den vergangenen Jahrzehnten in 13 Ländern engagierten. Er mahnte, dass „der Friede kein Zustand ist, der einmal erreicht ist, sondern ein immerwährender Prozess“. Friede und Versöhnung gedeihe da, „wo man sich gemeinsam auf den Weg macht“.

Bischof Wolfgang Huber, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, erneuerte bei der Feier die Forderung der Kirchen nach einem allgemeinen Entsendegesetz für im Ausland tätige Ehrenamtliche. Im Moment sind die Freiwilligen voll sozialversicherungspflichtig, was für Organisationen wie Aktion Sühnezeichen eine große finanzielle Belastung darstellt. Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, lobte die Arbeit von Aktion Sühnezeichen als „wichtigen Eckstein“ in den deutsch-israelischen Beziehungen. Die Arbeit sei aber „nicht beendet. „Nach wie vor werden in Deutschland jüdische Friedhöfe geschändet, der Antisemitismus ist nicht tot.“ Die Vergangenheit könne man nicht ändern, sagte die Holocaust-Überlebende Michaela Vidlakova, „aber der Weg der Versöhnung ist die beste Wahl für die Zukunft“. clk

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