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Politik: Alles echt

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Da hat man gerade im Fernsehen mitgezittert, weil der Berliner Krimi-Anwalt mit dem hehren Namen „Edel“ ausgerechnet „Don Bruno“ als Mandanten bekommt, einen Paten der italienischen Mafia, der hauptstädtische Immobilien wundersamerweise stets zum halben Preis erwirbt und dessen Sohn tatsächlich wegen Schutzgelderpressung vor Gericht steht, eine Lage, die für Anwalt Edel von Fernsehminute zu Fernsehminute prekärer wird, wo er doch erfährt, dass sein Vorgänger (als Anwalt des Paten) von einem Auto in den Landwehrkanal gedrängt wurde; auch auf dem Zuschauer-Sofa wird es bei so viel Bedrohung langsam ungemütlich, und wenige Stunden später dann das: Wir hatten einen Termin. Die FDP tat kund, welche steuerpolitischen Sofortmaßnahmen sie vom Kanzler erwartet.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Da hat man gerade im Fernsehen mitgezittert, weil der Berliner Krimi-Anwalt mit dem hehren Namen „Edel“ ausgerechnet „Don Bruno“ als Mandanten bekommt, einen Paten der italienischen Mafia, der hauptstädtische Immobilien wundersamerweise stets zum halben Preis erwirbt und dessen Sohn tatsächlich wegen Schutzgelderpressung vor Gericht steht, eine Lage, die für Anwalt Edel von Fernsehminute zu Fernsehminute prekärer wird, wo er doch erfährt, dass sein Vorgänger (als Anwalt des Paten) von einem Auto in den Landwehrkanal gedrängt wurde; auch auf dem Zuschauer-Sofa wird es bei so viel Bedrohung langsam ungemütlich, und wenige Stunden später dann das:

Wir hatten einen Termin. Die FDP tat kund, welche steuerpolitischen Sofortmaßnahmen sie vom Kanzler erwartet. Der Kopf ist voller Hebesätze und Sonderabschreibungen, da hält ein blauer Kleinwagen neben dem Gedankenversunkenen. Drinnen sitzen zwei Männer, die man nicht beleidigt, wenn man behauptet, sie sähen aus, als gehörten sie zur sicher zahlreichen Verwandtschaft von „Don Bruno“.

Der dem Gehsteig Zugewandte auf dem Beifahrersitz bittet um Hilfe, und wer würde da einfach achtlos weitergehen? In gebrochenem Deutsch wird etwas über Gianni Versace und Ausstellung im KaDeWe berichtet, mit der Visitenkarte gewedelt und gefragt: ob man Versace kenne? „Alles ist echt“, 3600 Euro wert, welche Größe man denn trage? Dazu fällt mehrfach die Vokabel „Geschenk“.

Das Spiel hatten wir noch nicht, also spielen wir mit. Der Herr hat angebliche Edelklamotten in Klarsichtfolie dabei und weist auf die Echtheitszertifikate und Original–Etiketten hin. Dann zieht er eine Plastiktüte hervor und packt ein. Hier, einmal für Sie, einmal für die Frau Gemahlin. Geschenkt, ehrlich!

Ehrlich? Naja, gestern abend will der Großzügige 5000 Euro gegen einen Russen verloren haben, verwettet oder versoffen, und nun fehle das Benzingeld nach Italien, hier, die Tankanzeige, fast leer, sehen Sie? Ob man da helfen könne? Nein, vielen Dank. Und tschüß. Zurück zu den Gewerbesteuer-Hebesätzen. Wie unterschreiben wir dies jetzt bloß? Klar:

Don Roberto

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