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Noch ist alles offen - oder nicht?

© Reuters

WM 2014 - Wie der Sieger ermittelt wird: Alles nur eine Frage des Marktwerts

Wissenschaftler können mit einer einfachen Formel den Sieger des Finales in Rio voraussagen. Wahrscheinlich jedenfalls

Wetten ist eine schöne Sache - jedenfalls so lange, wie das Ergebnis, auf das man gewettet hat, noch nicht eingetreten ist. Leider ist die menschliche Erfahrung aber die, dass man Wetten meistens doch verliert. Auch wenn man sich noch so sicher war. Die Wissenschaft müsste da eigentlich helfen können. Denn lässt sich nicht alles irgendwie vorausberechnen? Müsste es nicht möglich sein, die sichere Wette zu entwickeln? Zur Fußball-Weltmeisterschaft zum Beispiel?

Bisher erfolgreich

Nun gibt es ja tatsächlich Zeitgenossen, die das Endspiel Deutschland gegen Argentinien vorhergesagt haben. Aber das war so nicht abzusehen. Jedenfalls nicht, wenn man sich nach der Marktwerttheorie gerichtet hat. Mit der ist es bei den vergangenen vier großen Turnieren (WM und EM) gelungen, das richtige Finale samt Sieger vorherzusagen. Diese Form von fröhlicher Wissenschaft boten auch dieses Jahr wieder der Berliner Ökonom Gert C. Wagner (vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung) und die beiden Soziologen Jürgen Gerhards und Michael Mutz. Für das Turnier in Brasilien sagten sie mit ihrem Ansatz ein Finale zwischen Spanien und Deutschland voraus, mit einem leichten Marktwertvorteil für Spanien. Tja.

Spanien vor Deutschland

Doch wie sagte schon der heute zu Unrecht vergessene Geschichtsprofessor Theodor Lindner aus Halle stets zu Beginn seiner Vorlesungen: „Glauben Sie niemals irgendeiner wissenschaftlichen Autorität.“ Auch Professoren können eben irren. Wobei diese Marktwerttheorie gar nicht so schlecht ist. Vermutlich ihrer Einfachheit wegen. Die drei Professoren haben die potenziellen Transfersummen der einzelnen Spieler der Mannschaften im Turnier addiert und damit eine Rangliste erstellt. Und da Ökonomen stets davon ausgehen, dass der Preis einer Ware mit der Qualität des Produkts in einem engen Zusammenhang steht, muss also ein Team umso besser abschneiden, je mehr Wert da über den Rasen läuft und auf der Bank sitzt. Spanien mit seinem alten Team, das über die Jahre Marktwert angesammelt hat wie andere Leute Bauchspeck, lag demnach bei 622 Millionen Euro. Dahinter kamen „wir" (526 Millionen Euro), dann die Brasilianer (467,5 Millionen) – die Differenz von 58,5 Millionen hat so wohl den Unterschied gemacht am vergangenen Dienstag (übrigens ungefähr der Marktwert von Mario Götze, der dann aber gar nicht mitmachen durfte). Auf dem vierten Rang in der Liste stand Argentinien mit 391,5 Millionen Euro. 134,5 Millionen Euro Unterschied heute Abend sollten „uns“ also zum Weltmeister machen (zumal wenn es gelingt, Lionel Messi mit seinem Marktwert von schlappen 120 Millionen Euro auszuschalten).

Afrika: billig aber gut

Doch Vorsicht! England wurde vor dem Turnier auf 334 Millionen Euro taxiert, und dann waren die Costa Ricaner weiter, die im unteren zweistelligen Millionenbereich kicken. Und während die relativ teuren Truppen aus Italien, Portugal und Russland schon in der Gruppenphase rausflogen, spielten die Billigangebote aus Nigeria, Algerien, Mexiko, USA und Griechenland im Viertelfinale. Aber wie lautet der Merksatz Nr. 1: Das ist Fußball. Es geht hier nicht so zu wie im richtigen Leben, wo der oder die mit dem höheren Marktwert auch immer, wirklich immer die höhere Leistung bringt und damit verdient im Finale steht und auch gewinnt. Wetten?

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