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Politik: Alternative Energie: Mit Abwärme Bier brauen und Lebensmittel trocknen

Der Ausstieg aus der Atomenergie ist beschlossene Sache. Die Energiemärkte sind liberalisiert.

Der Ausstieg aus der Atomenergie ist beschlossene Sache. Die Energiemärkte sind liberalisiert. "Jetzt ist der Weg frei für eine nachhaltige Energiepolitik jenseits der Atomenergie", stellte jüngst das Öko-Institut fest. Aber wie soll diese Energiepolitik aussehen? Woher wird der Strom der Zukunft kommen? Im Auftrag der grün-nahen Heinrich-Böll-Stiftung hat das Öko-Institut Szenarien für die Energiezukunft Deutschlands entwickelt. Die Prognose der Mitte Juli veröffentlichten Studie "Energiewende 2020" ist optimistisch: Die von der rot-grünen Koalition verfolgte Energiepolitik ermöglicht der Bundesrepublik, "ihre klimapolitischen Verpflichtungen einlösen und gleichzeitig eine wettbewerbsfähige Energieversorgung sicherstellen" zu können, wie Ralf Fücks vom Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung im Vorwort der Studie schreibt.

Nach Ansicht der Autoren Felix Matthes und Martin Cames sollte die staatliche Energiepolitik künftig sechs Schwerpunkte haben, drei kurz- bis mittelfristige und drei langfristige.

An erster Stelle steht die Ausweitung der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). In diesem Verfahren wird die bei der Stromerzeugung entstehende Abwärme genutzt, um Häuser zu heizen, Lebensmittel zu trocknen oder Bier zu brauen. Die Autoren halten eine Verdoppelung des KWK-Anteils bis 2010 für notwendig und umsetzbar. Die Ausbeute steigt von etwa 40 Prozent bei herkömmlichen Kraftwerken im "Kondensationsbetrieb" auf rund 70 Prozent. Noch effektiver sind Gas- und Dampfturbinenanlagen, bei denen die erste Turbine direkt vom heißen Brenngas angetrieben wird, dieses danach aber noch einen Wasserkessel heizt, dessen Dampf eine zweite Turbine dreht. Und der Rest der Wärme kommt dann noch der Fernheizung zugute.

Durch eine umfassende Modernisierung des Gebäudebestandes ließe sich ebenfalls Energie effizienter nutzen. So entsprechen der Studie zufolge bisher nur 20 Prozent der Wohnflächen den Wärmeschutzverordnungen von 1984 und 1995. Für ein umfassendes Sanierungsprogramm veranschlagen die Autoren etwa vier Milliarden Mark jährlich.

Darüberhinaus sind der Untersuchung zufolge weitere auf Stromsparpotenziale ausgerichtete Maßnahmen nötig. So sollten sich Produzenten elektrischer Geräte freiwillig verpflichten, nur noch Geräte mit bestimmten Mindeststandards auf den Markt zu bringen, der Energieverbrauch jedes Geräts sollte ausgewiesen werden.

Langfristig setzt das Öko-Institut in erster Linie auf die Potenzialerschließung für die regenerativen Energien. Diese könnten eines Tages 95 Prozent der heutigen Stromversorgung und 70 Prozent des heutigen Wärmebedarfs decken. Für die Förderung regenerativer Energien sei das von der rot-grünen Koalition verabschiedete "Erneuerbare-Energien-Gesetz" ein starker Anreizmechanismus, loben die Autoren. Dieses Gesetz sei in der Lage, Windenergie, Biomasse und Photovoltaik, also Sonnenenergie, zur Stromerzeugung erheblich zu fördern - vorausgesetzt, der materielle Gehalt des Gesetzes werde langfristig garantiert.

Beim Gebäudeneubau ist der Studie zufolge nötig, die wärmetechnischen Standards kontinuierlich zu erhöhen. Zwar könne durch die angekündigte Energiesparverordnung der Heizenergiebedarf für Neubauten um etwa 30 Prozent gesenkt werden. Dennoch sollten die Anforderungen an Neubauten in fünf Jahren erneut um ein Drittel verschärft werden, um existierende Energiesparpotenziale voll zu nutzen.

Ein dritter langfristiger Schritt sollte die Neuausrichtung des Verkehrssystems sein. Die Energieeffizienz von Fahrzeugen müsse verbessert werden. Vor allem solle der Verkehr von der Straße auf die Schiene verlagert werden.

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