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Verletzter in Gaza

© AFP

Angriff auf Hamas: Hamas-Führer ruft zu Selbstmordattentaten auf

Die Gewalt im Nahen Osten hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Bei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen kamen am Samstag mindestens 210 Menschen ums Leben. Am Abend griff Israel erneut an. Die Hamas rief daraufhin zu einer neuen Intifada auf.

Der im Exil lebende Chef der radikalislamischen Hamas, Chaled Maschaal, hat die Palästinenser am Samstag zu einer neuen Intifada gegen Israel aufgerufen. In einem Interview mit dem Fernsehsender Al Dschasira rief er die Palästinenser zudem zu Selbstmordattentaten auf.

Die israelische Luftwaffe hat unterdessen am Abend ihre Angriffe auf Ziele im Gazastreifen fortgesetzt. Bei einem Angriff auf die Dschabalia wurde nach palästinensischen Angaben ein militanter Palästinenser getötet. Bei einem weiteren Angriff auf Gaza starben zwei Militante. Zuvor hatten Kampfflugzeuge eine Waffenfabrik sowie ein Medienzentrum der radikal-islamischen Hamas in der Nähe von Chan Junis im südlichen Gazastreifen beschossen.

Erste Angriffe überraschend am Samstagmorgen

Nach den Angriffen am Morgen lagen auf den Straßen Gazas regungslos Männer in Polizeiuniformen. Anderen Leichen fehlten der Kopf oder Gliedmaßen. Im Minutentakt wurden Verletzte in das Schifa- Krankenhaus gebracht. Weil in den Leichenhallen kein Platz mehr war, wurden die Toten nach Augenzeugenberichten in den Gängen gestapelt. Die Ärzte appellierten an die Bevölkerung, Blut zu spenden. Ägypten öffnete den Rafah-Grenzübergang zum Gazastreifen, damit Verletzte in ägyptische Krankenhäuser gebracht werden können.

Wie ein Sprecher der palästinensischen Gesundheitsbehörde weiter mitteilte, wurden über 200 Menschen getötet und rund 750 Palästinenser zum Teil schwer verletzt. Das sei die höchste Opferzahl an einem Tag seit dem Sechstagekrieg von 1967. Die Hamas kündigte umgehend Vergeltung an und feuerte mehr als 50 Raketen auf Israel ab.

Olmert: "Wir haben der Hamas den Krieg erklärt"

"Wir haben der Hamas den Krieg erklärt", sagte der amtierende israelische Ministerpräsident Ehud Olmert. "Ihr seid nicht unsere Feinde", wandte sich Olmert an die 1,5 Millionen Palästinenser im Gazastreifen. "Wir verfolgen Terrorgruppen, die Euch in die Katastrophe treiben." Israel werde alles tun, um eine humanitäre Katastrophe im Gazastreifen zu vermeiden.

Die israelische Militäroperation könne Tage, aber auch Monate dauern, sagte ein hochrangiger israelischer Militär während einer Telefonkonferenz mit ausländischen Journalisten. Vorläufiges Ziel sei es, den Beschuss von israelischen Zivilisten aus dem Gazastreifen zu beenden.

Hamas sinnt auf Rache

Unmittelbar nach den Luftangriffen hatte Hamas-Sprecher Fausi Barhum angekündigt, dass Israel für das "Blutbad" einen hohen Preis zahlen werde. Er forderte den militanten Flügel der Hamas auf, Raketen mit der größten Reichweite auf Israel abzufeuern. Unter den Toten sind auch der Hamas-Polizeichef, Taufik Dschaber, sowie der Hamas-Sicherheitschef Ismail al-Dschabari.

Nach israelischen Polizeiangaben schlugen mehr als 50 selbst gebaute Geschosse auf israelischem Boden ein. Eine Rakete traf ein Haus in der Stadt Netivot. Als Folge der Explosion kam ein Mann ums Leben. Fünf weitere Israelis wurden bei den Angriffen teilweise schwer verletzt.

Internationale Kritik am harten Vorgehen Israels

Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak verteidigte den Angriff gegen internationale Kritik. "Es ist an der Zeit gewesen, zu handeln. Wir lassen unseren Menschen durch Terror keinen Schaden zufügen", sagte Barak. Armeesprecher Benjamin Rutland sagte, seit Sommer 2005 - dem Rückzug Israels aus dem Gazastreifen - seien über 7000 Raketen und Mörsergranaten in Israel eingeschlagen. "Kein Land in der Welt würde oder sollte Angriffe dieser Art tolerieren", sagte Rutland.

Nach den Luftangriffen auf den Gazastreifen hat UN-Generalsekretär Ban Ki Moon der israelischen Regierung einen unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt vorgeworfen, der zu Toten und Verletzten in der Zivilbevölkerung geführt habe. Wie ein Sprecher Bans am Samstag in New York mitteilte, verurteilte der UN-Chef zugleich die anhaltenden Raketenangriffe militanter Palästinenser auf den Süden Israels.

60 Kampfflugzeuge waren am Angriff beteiligt

Bundesaußenminister Frank Walter Steinmeier (SPD) sagte nach einem Telefonat mit seiner israelischen Amtskollegin Zipi Livni: "Wir respektieren das legitime Recht Israels, sich selbst zu verteidigen. Gleichzeitig appelliere ich an die israelische Seite, bei den Militäraktionen das Gebot der Verhältnismäßigkeit zu respektieren und alles zu tun, um zivile Opfer zu vermeiden", sagte Steinmeier weiter. Der Vatikan verurteilte die Luftangriffe; ein Sprecher äußerte die Befürchtung, dass die Angriffe noch mehr Hass produzieren würden. EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner forderte beide Konfliktparteien auf, die Eskalation der Gewalt zu stoppen.

Rund 60 Kampfflugzeuge hatten nach israelischen Medienberichten am Samstagvormittag überraschend den Gazastreifen angegriffen. In einer ersten Angriffswelle seien rund 50 Einrichtungen der Hamas zerstört worden, darunter Polizeistationen, Gebäude der Sicherheitskräfte, Ausbildungsgelände sowie Waffendepots. Danach hätten Kampfflugzeuge 25 Abschussrampen für Raketen beschossen. (sba/dpa/AFP)

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