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Angst vor Ebola in den USA: US-Präsident Obama versucht die Bevölkerung zu beruhigen

Nachdem sich eine zweite Pflegekraft in den USA mit dem Ebola-Erreger angesteckt hat, ist die Aufregung in Amerika groß. Die Panik wird von einigen Seiten noch zusätzlich geschürt.

Nach der Ebola-Infektion einer zweiten Pflegekraft in Texas ist die Sorge in den USA gewachsen, dass die Seuche auch in Amerika zu einem unkontrollierbaren Problem werden könnte. US-Präsident Barack Obama versuchte deshalb am Mittwoch, die Bevölkerung zu beruhigen. Nach einem Krisentreffen im Weißen Haus versprach er ein gezieltes Vorgehen gegen das tödliche Virus. Die USA würden "noch energischer" auf die Gefahr reagieren, sagte er. Die US-Seuchenkontrollbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) hatte sich zuvor beunruhigt gezeigt.

Der US-Präsident sagte nach dem Treffen mit seinem Ebola-Krisenteam, die Teilnehmer hätten über schärfere Maßnahmen zur gezielten Überwachung der Ebola-Gefahr beraten. Es werde sichergestellt, dass die Vorgaben "an Krankenhäuser im ganzen Land" weitergeleitet würden. Zugleich rief er die Bevölkerung zur Ruhe auf. Er sei überzeugt, dass eine weitere Ausbreitung des Virus in den USA verhindert werden könne. Am wichtigsten sei es, dass alle Vorsichtsmaßnahmen eingehalten würden.

Die amerikanischen Medien berichten umfangreich über Ebola und die damit verbundenen Gefahren - und heizen gelegentlich damit die Hysterie an. So verband der US-Nachrichtensender CNN die beiden heißesten Nachrichtenthemen in der vergangenen Woche recht leichtsinnig: „Ebola – der Isis der biologischen Kampfstoffe?“ In einer aktuellen Umfrage des Fernsehsenders CBS gaben bereits mehr als ein Viertel der Amerikaner (27 Prozent) an, dass sie Ebola als ernsthafte Bedrohung wahrnehmen. Im September waren es nur 13 Prozent.

In Cafés und Kneipen hört man regelmäßig Ebola-Witze

Doch man muss unterscheiden. In Dallas, wo sich die zwei Krankenhausmitarbeiter infiziert haben, ist die Bedrohung präsent. Bilder von Helfern in gelben Schutzanzügen und Atemschutzmasken verstärken die Sorge. Mehr als 2000 Kilometer weiter östlich, in New York City, wirkt die Bevölkerung in großen Teilen sorgenfrei. In Cafés und Kneipen hört man regelmäßig Ebola-Witze. Einer niest, ruft „Ebola“ und nicht wenige lachen. Dass bestimmte Scherze in bestimmten Situationen unangebracht sind, zeigte ein Passagier eines US-Airways-Flugs auf dem Weg in die Dominikanische Republik. „Ich habe Ebola. Ihr seid alle geliefert“, habe der 54-jährige Mann laut verschiedener Medien durch die Kabine gerufen. Das Flugzeug musste notlanden.

Der Gesundheitszustand der zweiten mit Ebola infizierten Krankenschwester sei stabil

Vorsichtsmaßnahmen spürt man vor allem an den Flughäfen. In New York, Chicago, Washington und Atlanta finden sogenannte Thermoscreenings statt. Bei Reisenden aus Westafrika wird die Temperatur gemessen. Rund 200 Mitarbeiter des New Yorker Flughafens La Guardia protestierten unterdessen für mehr Schutzmaßnahmen. Unterdessen teilten die Behörden mit, dass der Gesundheitszustand der zweiten mit Ebola infizierten Krankenschwester stabil sei. Die beiden Frauen hatten den vergangene Woche verstorbenen Liberianer Duncan gepflegt, der das Virus Ende September aus seinem Heimatland in die USA eingeschleppt hatte. Der Leiter der US-Seuchenkontrollbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) Thomas Frieden kritisierte, dass die zweite betroffene Krankenschwester am Tag vor ihrer Diagnose einen Inlandsflug von Cleveland nach Dallas genommen habe. "Sie gehört zu einer Gruppe, die Ebola ausgesetzt war", sagte er. Die CDC werde nun die mehr als 130 Insassen der Maschine befragen. Das Risiko, dass sich Mitreisende angesteckt hätten, sei aber "äußerst gering", sagte Frieden. Die Krankenschwester habe zwar eine erhöhte Körpertemperatur gehabt, aber keine Blutungen aufgewiesen und sich auch nicht übergeben.

Wie sich die Krankenschwestern trotz Schutzkleidung und Sicherheitsvorkehrungen infizieren konnten, ist weiter unklar. Der Klinikbetreiber Texas Health wies ein "systematisches, institutionelles" Versagen zurück. Allerdings habe es irgendwann bei der Behandlung von Duncan einen Kontakt mit dem Erreger geben müssen, räumte Vorstandsmitglied Dan Varga ein.

Obama besprach die Ebola-Krise auch in einer Videokonferenz mit Staats- und Regierungschefs aus Europa, unter ihnen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Er forderte Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien auf, mehr zur Eindämmung der Epidemie beizutragen. Zuvor hatte bereits der UN-Sicherheitsrat die internationale Gemeinschaft zu einem größeren Engagement im Kampf gegen Ebola aufgerufen. Die Welt müsse ihre Hilfen für Westafrika "beschleunigen und dramatisch ausweiten", hieß es in einer Erklärung. Die bisherige Antwort angesichts des "Ausmaßes des Ausbruchs" sei ungenügend. Durch die Ebola-Epidemie kamen nach neuen Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mindestens 4493 Menschen ums Leben. Insgesamt seien bislang 8997 Fälle in sieben Ländern festgestellt worden. (mit AFP)

Lesen Sie hier auch das Stück "Wie Ebola auch Industrienationen erreicht".

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