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Politik: Anklage gegen Deutsche-Bank-Chef

Staatsanwälte werfen Ackermann schwere Untreue vor / Es geht um die Fusion Mannesmann-Vodafone

Berlin. Der Vorstandschef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, wird sich wegen Untreue vor Gericht verantworten müssen. Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, bei der Übernahmeschlacht zwischen Mannesmann und Vodafone überhöhten Abfindungen an den damaligen Mannesmann-Chef Klaus Esser zugestimmt zu haben. Vorstand und Aufsichtsrat der Deutschen Bank stellten sich hinter Ackermann. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) warnte vor einer Vorverurteilung. Das Verfahren werde aber „nicht nur von Deutschland aus mit größter Aufmerksamkeit beobachtet“, sagte er dem Tagesspiegel.

Bei der Übernahme des deutschen Mobilfunk- und Stahlkonzerns Mannesmann durch den britischen Mobilfunkriesen Vodafone vor drei Jahren sollen Abfindungen und Prämien von mehr als 100 Millionen Euro an Mannesmann-Manager und Pensionäre geflossen sein. Nach Meinung der Staatsanwaltschaft war ein Teil davon illegal. Ackermann war damals Aufsichtsratsmitglied bei Mannesmann und stimmte den Abfindungen zu. Die vom Düsseldorfer Landgericht am Freitag zugelassene Anklage bedeutet, dass das Gericht nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dringenden Tatverdacht sieht und das Hauptverfahren eröffnet. Das Gericht wollte sich mit Blick auf andere Verfahrensbeteiligte am Freitag nicht äußern.

Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hatte nicht nur gegen Ackermann ermittelt, sondern auch gegen Ex-Mannesmann-Chef Esser, den früheren IG-Metall-Vorsitzenden Klaus Zwickel und den damaligen Mannesmann-Personalchef Dietmar Droste. Ermittlungen hatten sich auch gegen den Ex-Aufsichtsratschef Joachim Funk und den früheren Konzernbetriebsratschef Jürgen Ladberg gerichtet. Der Vorwurf: schwere Untreue beziehungsweise Beihilfe zur Untreue. Insider gehen davon aus, dass zumindest in einigen dieser Fälle ebenfalls Anklage erhoben wird.

Ackermann genießt weiterhin die volle Unterstützung des Aufsichtsrates der Bank. Dies sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel. Das Management der Bank sei überzeugt, „dass Ackermann sich zu jeder Zeit korrekt und sachgerecht verhalten hat“. Ackermann werde seine persönliche Integrität und seine Entscheidungen mit Nachdruck verteidigen. Die Anklage sei unbegründet. Clement betonte, dass „selbstverständlich auch in diesem Fall die Unschuldsvermutung gilt“. Sowohl Ackermann als auch Zwickel und andere hätten „bis zum rechtsstaatlichen Beweis des Gegenteils mein volles Vertrauen“. Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel sprach von einem „Schlag gegen den Wirtschaftsstandort Deutschland“. Der Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz forderte Ackermann zum Rücktritt auf: „In dem Moment, in dem ein Gericht Anklage erhebt, sollte ein Vorstandschef zurücktreten.“ Der Wirtschaftswissenschaftler Theodor Baums sagte: „Das ist zweifellos ein großer Schaden für die Reputation der Bank.“ Für Ackermann sei die Anklage „eine klare Behinderung seiner Tätigkeit“. Der Sprecher einer Frankfurter Großbank fürchtet, dass sich der Fall auch für andere Geldhäuser negativ auswirken werde: „Das kommt im Ausland gar nicht gut an.“

D. Fockenbrock[H. Mortsiefer], R.v. Rimscha[H. Mortsiefer], D.

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