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Politik: Anklage gegen Polizeiarzt

Bremen - Sechzehn Monate nach dem tödlichen Brechmitteleinsatz gegen einen mutmaßlichen Kokainhändler in Bremen ist jetzt der verantwortliche Arzt angeklagt worden. Nach Informationen des Tagesspiegels wirft die Staatsanwaltschaft ihm fahrlässige Tötung vor, weil er durch mangelnde Sorgfalt den Tod des 35-Jährigen verursacht habe.

Bremen - Sechzehn Monate nach dem tödlichen Brechmitteleinsatz gegen einen mutmaßlichen Kokainhändler in Bremen ist jetzt der verantwortliche Arzt angeklagt worden. Nach Informationen des Tagesspiegels wirft die Staatsanwaltschaft ihm fahrlässige Tötung vor, weil er durch mangelnde Sorgfalt den Tod des 35-Jährigen verursacht habe. Der Arzt hatte im Auftrag der Polizei versucht, verschluckte Kokain-Kügelchen sicherzustellen. Dazu pumpte er dem Verdächtigen Brechsirup und Wasser per Schlauch in den Magen. Der sich wehrende Mann brach zusammen; elf Tage später starb er. Als Todesursache stellte ein Gutachter fest, dass Wasser in die Lunge geraten sei. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hätte der Arzt die Lebensgefahr erkennen und den Einsatz abbrechen müssen.

Seit dem Todesfall verabreicht Bremen Brechmittel nur noch auf freiwilliger Basis. Wer sich weigert, muss damit rechnen, inhaftiert zu werden. Innensenator Thomas Röwekamp (CDU) hatte Brechmittel-Zwangsvergaben gegen Kleindealer zunächst mit den Worten verteidigt, „Schwerstkriminelle“ müssten nun mal „mit körperlichen Nachteilen“ rechnen. Damit löste er eine Krise in Bremens großer Koalition und einen vergeblichen Misstrauensantrag der Grünen aus. Der Behandlungsraum, in dem bis zu dem Todesfall routinemäßig Brechmittel verabreicht wurden, war nach Informationen von „Radio Bremen“ mangelhaft ausgestattet: Ein Blutdruckmessgerät sei defekt und die Mindesthaltbarkeitsdaten der Magenschläuche seien teilweise seit Jahren abgelaufen gewesen. Nach Informationen aus Justizkreisen spielt dies bei der Anklage aber keine Rolle. stg

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