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© dpa

Anklage wegen Völkermordes: Karadzic greift UN-Tribunal an

Radovan Karadzic bleibt auf Konfrontationskurs gegenüber dem UN-Kriegsverbrechertribunal: Der ehemalige Führer der bosnischen Serben bezeichnete das Tribunal am Freitag als "Gericht der Nato, die mich liquidieren will".

Auch bei seinem zweiten Auftritt vor Gericht lehnte es Karadzic ab, zu der gegen ihn erhobenen Anklage wegen Völkermords Stellung zu nehmen. Ein Schuldbekenntnis hätte weitere Verhandlungen hinfällig gemacht. Jetzt muss die Staatsanwaltschaft ihre Vorwürfe gegen Karadzic lückenlos beweisen. Anklagevertreter Alan Tiger kündigte an, frühestens Ende des Monats eine überarbeitete Anklage vorzulegen, und handelte sich deshalb deutliche Kritik des Vorsitzenden Richters Iain Bonomy ein.

Chefankläger Serge Brammertz hatte diese Überarbeitung schon vor vier Wochen angekündigt. Der Vorsitzende zeigte wenig Verständnis dafür, dass die Anklagevertreter in diesem seit langem vorbereiteten Verfahren jetzt so viel Zeit benötigten. Der Vorsitzende gab Karadzic diesmal keine Gelegenheit, seine Behauptung zu wiederholen, die USA hätten ihm 1995 versprochen, er werde nicht vor Gericht gestellt, wenn er sich aus der Öffentlichkeit zurückziehe.

Mit diesem Argument bestreitet Karadzic die Legitimität des Gerichts. Darüber soll nach einer Anordnung des Vorsitzenden erst bei einer weiteren Sitzung am 17. September beraten werden. Karadzic war Anfang der 90er Jahre politischer Führer der bosnischen Serben. Laut Anklage ist er unter anderem verantwortlich für einen Völkermord an den bosnischen Muslimen im damaligen Bürgerkrieg. Karadzic war Ende Juni nach mehr als einem Jahrzehnt auf der Flucht überraschend in Belgrad verhaftet und dem Gericht ausgeliefert worden. (mfa/dpa)

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