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Politik: Anschläge in Deutschland verhindert?

Festnahmen in Baden-Württemberg / Minister: Paar plante Attentate zum 11. September /Hamburger in US-Haft

Heidelberg/New York. Die Polizei in Baden-Württemberg hat offenbar einen für den 11. September geplanten, islamistischen Anschlag vereitelt. In Walldorf bei Heidelberg wurden am Donnerstag in der Wohnung eines Türken und seiner amerikanischen Verlobten 130 Kilogramm explosiver Chemikalien, fünf halbfertige Rohrbomben und ein Bild von Osama bin Laden gefunden, wie der Stuttgarter Innenminister Schäuble am Freitag abend mitteilte. Die Polizei nahm das Paar fest. In den USA sitzt seit August ein Hamburger in Haft, der auch einen Anschlag geplant haben soll. Gegen ihn ermittelt Generalbundesanwalt Nehm.

Von Frank Jansen

Der 25 Jahre alte Türke, und seine 23-jährige Verlobte aus Walldorf wurden bereits in Untersuchungshaft genommen. Ihre Festnahme erfolgte nach einem Tipp des FBI. Es gebe Hinweise, dass am bevorstehenden Jahrestag der Terrorangriffe gegen die USA Anschläge auf amerikanische Militäreinrichtungen in Heidelberg geplant waren, sagte Schäuble (CDU) vor der Presse in Stuttgart. In Heidelberg befindet sich das Europa-Hauptquartier der amerikanischen Landstreitkräfte. Trotz des Terrorverdachts sah Generalbundesanwalt Kay Nehm in diesem Fall am Freitag keinen Anlass, die Ermittlungen an sich zu ziehen.

Das Paar soll auch Attentate auf Ziele in der historischen Innenstadt Heidelbergs vorbereitet haben. Es seien auch elektronische Zünder sichergestellt worden. Nach Schäubles Worten scheint der Türke ein Anhänger Osama bin Ladens zu sein. Der Mann gelte als „ strenggläubiger Moslem, der Amerikaner und Juden hasst“, sagte der baden-württembergische Innenminister. Die Verlobte, eine amerikanische Staatsangehörige, soll bei ihrer ersten Vernehmung ebenfalls Hass auf Juden geäußert haben. Die Frau war in einem Supermarkt auf dem Gelände der amerikanischen Streitkräfte in Heidelberg beschäftigt. Sie wird von den US-Behörden vernommen.

Unklar blieb zunächst, ob das Paar Verbindungen zur Terrororganisation Al Qaida hat, die für die Anschläge des 11. September 2001 verantwortlich gemacht wird. „Man muss neben den Angehörigen des Netzwerks auch fanatisierte Einzeltäter im Auge haben“, betonte Schäuble.

Gegen den in Amerika inhaftierten 39 Jahre alten Hamburger afghanischer Abstammung hat Generalbundesanwalt Nehm ein Verfahren wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung eingeleitet. Mitte August seien Hinweise aus den USA eingegangen, dass der Hamburger Mitte Juli nach Amerika gereist sei, um dort Anschläge zu verüben, hieß es bei der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Daraufhin sei das Landeskriminalamt Hamburg mit den Ermittlungen beauftragt worden. Der Mann wurde identifiziert, seine Wohnung im Hamburger Stadtteil Barmbek am 20. August durchsucht. Dabei hat das LKA umfangreiches Material sichergestellt.

Der Hamburger befindet sich zur Zeit in Alexandria nahe Washington in Untersuchungshaft. Das Auswärtige Amt hat über die Botschaft in der amerikanischen Hauptstadt Kontakt mit den US-Behörden aufgenommen und versucht, mit dem Inhaftierten zu sprechen. Die Bundesrepublik hat bislang darauf verzichtet, einen Auslieferungsantrag zu stellen.

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