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Anschläge in Kabul: Taliban demonstrieren Stärke

Bei einer Serie von Bombenanschlägen im Zentrum der afghanischen Hauptstadt Kabul hat es am Mittwoch einen Toten und fast 50 Verletzte gegeben.

Kabul/Tokio - Ein Sprecher übernahm im Namen der islamistischen Taliban-Rebellen die Verantwortung für die Anschläge. Sie seien Teil eines größeren Plans zur Destabilisierung des ganzen Landes. Beobachter sprechen von einer neuen Taktik der Taliban: Sie wollten zeigen, dass sie nicht nur in ihren bisherigen Hochburgen im Süden Afghanistans zuschlagen könnten, sondern auch in der bislang als vergleichsweise sicher geltenden Hauptstadt.

Nach Angaben der afghanischen Polizei und der Nato-geführten Internationalen Schutztruppe für Afghanistan (Isaf) wurden bei einem Anschlag auf einen Bus mit Regierungsangestellten ein Mensch getötet und vier weitere verletzt. Zuvor waren bei einem Sprengstoffattentat auf einen Bus mit afghanischen Armeeoffizieren etwa 40 Offiziere zum großen Teil leicht verletzt worden. Der Bus kam von der Straße ab, prallte in ein Geschäft, in dem Gas verkauft wurde, und löste weitere Explosionen aus. Zwei Zivilisten erlitten ebenfalls Verletzungen.

Der Anschlag auf den Armeebus wurde in der Nähe des stark gesicherten Präsidentenpalastes und mehrerer Ministerien im Stadtzentrum verübt. Dort waren bereits am Dienstag bei einem Attentat vier Menschen verletzt worden. Die am Dienstag und Mittwoch verwendeten Sprengsätze waren jeweils in Handkarren versteckt, wie sie bei fliegenden Händlern in Kabul üblich sind.

Derartige Bombenanschläge werden häufig in den afghanischen Unruheprovinzen verübt, in Kabul sind sie eher selten. Die Anschläge werden meist den Taliban zugeschrieben. Die im Jahr 2001 gestürzten Islamisten haben in jüngster Zeit ihre Angriffe verstärkt. Die Bundesregierung zeigt sich bereits besorgt um die Sicherheit der in Kabul und im Norden von Afghanistan stationierten Bundeswehrsoldaten.

Mohammed Hanif, nach eigenen Angaben Sprecher der Taliban, sagte, in der Nähe eines Trainingscenters der Armee im Osten von Kabul habe es am Mittwoch einen weiteren Anschlag gegeben. Die Polizei bestätigte die Explosion, bei der keine Menschen zu Schaden kamen, sprach aber von einer irrtümlich explodierten alten Mörsergranate. Laut Hanif wollen die Rebellen die Anschläge auf sämtlche Teile des Landes ausweiten.

Milizen werden entwaffnet

Der afghanische Präsident Hamid Karsai begrüßte auf einer internationalen Expertenkonferenz in Tokio den Abschluss der ersten Phase eines Programms zur Entwaffnung von Milizen in seinem Land. Bis Ende Juni hätten im Zuge des im Oktober 2003 aufgenommenen Programms 63.000 frühere Soldaten und Mudschaheddin ihre Waffen abgegeben. Das entsprechende Programm kostete etwas mehr als 140 Millionen Dollar (knapp 110 Millionen Euro), von denen Japan - eines der Hauptgeberländer Afghanistans - mehr als 90 Millionen Dollar bezahlte. In einer in Tokio verabschiedeten Abschlusserklärung wurden die «afghanischen und internationalen Partner» aufgefordert, in ihren Anstrengungen zur endgültigen Entwaffnung der «illegalen Milizen» bis Ende 2007 fortzufahren.

Der japanische Regierungschef Junichiro Koizumi sagte Karsai weitere Unterstützung zu. Der afghanische Staatschef kündigte an, dass er zur Befriedung der Lage in Südafghanistan zusätzliche Polizeikräfte aufstellen werde. An der Konferenz nahmen Vertreter der sieben wichtigen Industriestaaten und Russlands (G8), der EU sowie internationaler Organisationen teil. (tso/AFP)

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