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Daniel Cowart

© myspace.com

Anschlagsplan ohne Plan: Mord mit Smoking und Zylinder

Am Morgen klang die Geschichte ziemlich bedrohlich: Auf den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama war angeblich ein Mordanschlag geplant. Doch einige Stunden später verlieren die Pläne viel von ihrem Schrecken.

Daniel Cowart, 20, und Paul Schlesselman, 18, hatten einen Plan. Sie wollten Barack Obama ermorden. Und das war erst der Anfang ihrer Tötungsfantasien: Ein Ermittler der Alkohol-, Tabak- und Feuerwaffenbehörde (ATF) hatte vor einem Gericht im amerikanischen Memphis ausgesagt, die Verdächtigen hätten außerdem beabsichtigt, 88 Afro-Amerikaner zu erschießen und 14 Schwarze zu enthaupten.

Die Zahl 88 steht bei Neonazis für "Heil Hitler" (zweimal der achte Buchstabe des Alphabets). Die Zahl 14 bezieht sich auf einen Neonazi-Slogan mit 14 Wörtern: "Wir müssen das Überleben von unserer Rasse und die Zukunft der weißen Kinder sichern".

Neben diesen abstrusen Zahlen und Zitaten erlauben Cowart und Schlesselman nun auch mit weiteren Details ihrer Mordvisionen einen tiefen Einblick in ihre verschrobene Realität: Wie aus veröffentlichten Gerichtspapieren hervorgeht, war das Komplott der beiden nicht weit gediehen und glich eher einer losen Absprache. Die Skinheads wollten beispielsweise "ihr Auto so schnell wie möglich auf Obama zufahren und aus den Fenstern auf ihn schießen." Ihre Idee: bei der Unternehmung weiße Smokings und Zylinder zu tragen. Für diesen Mordversuch seien sie bereit gewesen zu sterben, gaben die beiden Männer laut Gerichtsprotokoll an.

"Wir nehmen jede Bedrohung ernst"

US-Medien zitierten am Dienstag einen Sprecher des Personenschutz-Dienstes Secret Service mit den Worten, es habe sich um keinen "formalen" Plan gehandelt. "Wir können ehrlich nicht sagen, ob sie die Fähigkeit oder die Mittel besessen hätten, die Art von Plan auszuführen, über den sie gesprochen haben. Aber wir nehmen jede Bedrohung ernst, egal, wie groß oder klein sie ist."

In amerikanischen Blogs wie "Gawker" wird mittlerweile über die "gewalttätigen Rassisten" hergezogen, die "zum verspäteten Gastauftritt im Wahlkampf" kamen und einen fast schon "komischen" Plan zur "Ermordung" Obamas in der Tasche hatten.

Cowart und Schlesselman hatten sich vor etwa einem Monat im Internet kennen gelernt. Nach eigenen Angaben wollten die beiden Rechtsextremen für ihr Vorhaben zunächst ein Waffengeschäft ausrauben, dann bei weiteren Überfällen Geld beschaffen und schließlich in einer mehrheitlich von Schwarzen besuchten Schule ein Massaker anrichten.

Schrotflinte und Revolver

Am 20. Oktober sei Cowart nach eigenen Angaben von Tennessee nach Arkansas gereist, um Schlesselman dort abzuholen und mit der Umsetzung der Pläne zu beginnen. Aber schon zu Beginn ihres Plans scheiterten sie: Festgenommen wurde das mit einer Schrotflinte und mehreren Revolvern ausgestattete Gespann bereits am 22. Oktober, nachdem es auf das Fenster einer Kirche geschossen hatte.

Nun müssen sich die beiden wegen illegalen Waffenbesitzes, geplanten Waffendiebstahls und Drohungen gegen einen Präsidentschaftskandidaten verantworten. (mpr/AFP/dpa)  

 

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