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Ansprache: Köhler fordert moralisches Verhalten

Nicht nur Manager, auch jeder einzelne Bürger muss sich moralisch korrekt verhalten, mahnt Bundespräsident Horst Köhler an. Moral lasse sich zwar "nicht per Gesetz verordnen", aber wo sie abhanden komme, "gerät der freiheitliche Rechtsstaat in Gefahr", sagte er am Dienstag bei der Verleihung des Max-Weber-Preises für Wirtschaftsethik in Berlin.

Der Bundespräsident argumentierte, Vertrauen sei "ein hohes Gut für die Gesellschaft". Um es zurückzugewinnen, seien bei Unternehmen "Tugenden wie Wahrhaftigkeit, Mäßigung und Mut" gefragt, zum Beispiel durch "eine Kultur der Mäßigung und des Vorbilds bei den Managergehältern". Gesetzliche Höchstgrenzen für Gehälter halte er dabei "für den falschen Weg": "Wer viel wagt, viel Verantwortung trägt und dabei Erfolg hat, der soll auch viel gewinnen können."

Die SPD hatte Ende April angekündigt, die steuerliche Absetzbarkeit von Vorstandsbezügen und Abfindungen begrenzen zu wollen. Die Union lehnt dies ab. Köhler sagte, wer alles regeln wolle, lande "im Bürokratismus, der allen spontanen Entwicklungen die Luft zum Atmen nimmt". Es gehe darum, "bei denjenigen, die Vorbild sein sollen, das Problembewusstsein zu schärfen und die Aufsichtsorgane zu stärken". Die Führungskräfte in den Unternehmen sollten sich an der gesellschaftlichen Wertediskussion beteiligen und "selbst definieren, was für sie den ehrbaren Kaufmann ausmacht".

Anstand und Aufrichtigkeit vorleben

Die freiwillige Selbstverpflichtung der Wirtschaft auf Grundsätze guter Unternehmensführung habe bisher allerdings weder verhindert, "dass Vorständen 'Rundum-Sorglospakete' gewährt wurden", noch Managerhaftung oder die Begrenzung von Abfindungen zum Standard gemacht, kritisierte Köhler. "Wenn der Kodex aber keine echten Verhaltensänderungen anregt, dann bleibt seine Wirkung doch bescheiden." Dann habe er zwar eine nützliche Debatte angestoßen, aber real wenig verändert. Den Kampf für die Akzeptanz der sozialen Marktwirtschaft könnten Manager nur erfolgreich führen, "wenn sie zeigen, dass sie ernst nehmen, was die Gesellschaft beschwert, und wenn sie vorleben, dass Anstand und Aufrichtigkeit eine Bedingung dafür bilden, nachhaltig Werte zu schaffen".

Allerdings müsse auch der Staat seinen Bürgern vertrauen können, mahnte das Staatsoberhaupt. Steuerhinterziehung sei "völlig inakzeptabel". "So wichtig aus meiner Sicht eine Vereinfachung des Steuersystems ist, so wenig kann diese Notwendigkeit als Entschuldigung für Steuerhinterziehung gelten", sagte Köhler. Wenn Umfragen zufolge eine wachsende Mehrheit der Gesellschaft denke, "es sei clever, das Finanzamt zu betrügen", gingen nicht nur Steuereinnahmen verloren, sondern es gerieten auch der Rechtsstaat und "unser aller Vertrauen in die demokratische Ordnung" in Gefahr. (sba/AFP)

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