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Politik: Apokalypse im Dschungel

Napalm wurde zum Synonym des Bombenterrors in Vietnam

Palmen wiegen sich im Wind – bis plötzlich eine gigantische Feuerwand die Bäume niederwalzt. Mit diesen Bildern hat Regisseur Francis Ford Coppola in „Apocalypse Now“ dem Napalm-Tod in Vietnam ein filmisches Denkmal gesetzt. Mehr als 200 000 Tonnen des Chemie-Kampfstoffes warfen die amerikanischen Truppen zwischen 1964 über 1975 über dem vietnamesischen Dschungel ab. Napalm wurde zum Inbegriff der Brutalität dieses Krieges.

Erstmals setzten die USA Napalm im Zweiten Weltkrieg ein; 1943 hatte der Chemiker Louis Frederik Fieser ein Patent auf das extrem brennbare Gemisch angemeldet. Seinen Namen hat es von den Bestandteilen Naphthen- und Palmitinsäure – zusammen mit Benzin bilden sie ein festes Gel mit äußerst unangenehmem Geruch. Als „Geruch des Sieges“ lässt ihn Coppola eine seiner Filmfiguren beschreiben. Für die vietnamesischen Opfer war es ein Geruch, der meist den Tod bedeutete, denn dem Benzin-Gel wird selbstentzündlicher Phosphor beigemischt – und wenn Napalm erst einmal in Flammen aufgegangen ist, lässt es sich so gut wie nicht mehr löschen. Die Mixtur schwimmt auf Wasser und brennt dort weiter, bei Temperaturen von bis zu 2000 Grad. Von der Haut lässt sich brennendes Napalm kaum entfernen: Es klebt fest. Die Folge sind fressende, schwärende Brandwunden, die sich oft zu Krebsgeschwüren auswachsen. Tödlich kann ein Napalm-Angriff aber auch für diejenigen sein, die dem Brand entgehen: Sie ersticken, da die Napalmflammen extrem viel Sauerstoff verbrauchen.

Die US-Truppen benutzten Napalm in Vietnam gezielt zur Vernichtung des Gegners – „Search and Destroy“, Suchen und Zerstören, lautete ihre Taktik. Die Opfer waren oft Zivilisten. Auch hier hat sich ein Bild ins kollektive Gedächtnis gebrannt – das Foto eines nackten Mädchens, das auf einer Straße, vor einem Napalmbrand fliehend, auf den Betrachter zuläuft.

Christian Staas

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