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Arbeitsmarkt: Vorurteile verringern Chancen von Hartz-Empfängern

Schon bei der Vorauswahl werden Bewerber, die Hartz-IV bekommen, aussortiert. Dadurch sind viele freie Stellen gar nicht besetzt.

Unbegründete Vorurteile in vielen Firmen behindern nach Erkenntnissen der Bundesagentur für Arbeit (BA) noch immer die Jobsuche von Hartz-IV-Betroffenen. Unter den Empfängern von Arbeitslosengeld II seien viele gut qualifizierte und motivierte Männer und Frauen, die bei Stellenbesetzungen eine Chance verdienten, sagte BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt. Es gebe trotz der aktuellen Wirtschaftskrise auch für diese Gruppe von Arbeitslosen noch genügend freie Stellen, wie die Statistik zeige.

Alt bedauerte, dass manche Unternehmen Menschen mit Hartz-IV-Status schon bei der Vorauswahl von Bewerbungsunterlagen aussiebten. "Dabei zeigt es sich immer wieder: Menschen, die nach verzweifelter Suche eine Jobchance erhielten, sind oft die besten und treuesten Mitarbeiter." Solche Bewerbungen sollten daher nicht auf den Stapel "Absagen" gelegt werden, appellierte Alt.

Nach Alts Darstellung stimmt weder das Vorurteil, Hartz-IV-Betroffene seien durchweg Langzeitarbeitslose, noch die Behauptung, sie seien unqualifiziert. Bundesagentur-Statistiken zeigten, dass immer mehr Menschen nicht etwa wegen längerer Erwerbslosigkeit zum Arbeitslosengeld-II-Bezieher würden, sondern weil sie wegen vorheriger Ausbildung oder zu kurzer Vorbeschäftigung keinen Anspruch auf das Arbeitslosengeld I erworben hätten.

Die Hälfte der Hartz-IV-Betroffenen habe eine abgeschlossene Ausbildung, sagte Alt. So gebe es allein 200.000 Arbeitslose mit handwerklichen Berufen, jeder zehnte davon sei jünger als 25 Jahre. Ihr Potenzial sollte genutzt werden, um die derzeit 67.000 freien Stellen im Handwerk zu besetzen. Gegenwärtig würden allein 20.300 Installateure, 8100 Maler und Lackierer sowie 4200 Mechatroniker gesucht.

Gute Chancen für Hartz-IV-Empfänger sieht der Bundesagentur-Manager auch im Sozial- und Gesundheitswesen. Den 62.000 gesuchten Fachkräften stünden 80.000 entsprechend qualifizierte Arbeitslosengeld-II-Bezieher gegenüber. "60 Prozent sind weniger als ein halbes Jahr arbeitslos", unterstrich Alt.

Mit der Kampagne Hilfreiche Hände will die Bundesagentur in den kommenden Wochen auf die Potenziale Arbeitsuchender aus der Grundsicherung aufmerksam machen. Chefs sollen mit Plakaten, Anzeigen in überregionalen Zeitungen und Zeitschriften oder regionalen Fachzeitschriften, Informationsbroschüren und gezielten Anschreiben sensibilisiert werden.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, bm

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